Ein spannendes Buch über wichtige Wegmarken der deutschen Wirtschaft

Was ist aus Höchst geworden, seit Jürgen Dormann den Konzern zerschlug? Was hat AEG mit AEG noch zu tun? Wie lösten Deutsche eine Revolution im Musikgeschäft aus? Aus den größten wirtschaftlichen Erfolgen und den heftigsten Flops lässt sich vieles lernen.

Wer unternehmerische Entscheidungen zu fällen hat, tut gut daran, die Erfolgsgeschichten anderer genau so wie die bitteren Fehlentscheidungen unter die Lupe zu nehmen. Denn sie zeigen, dass Mut- und Risikobereitschaft nicht immer belohnt werden, dass kühne Prognosen, sollten sie falsch sein, katastrophale Folgen haben können.

So ist heute vom einstigen Vorzeigekonzern AEG außer dem Markennamen nicht mehr viel übrig. Dazu hat auch das Manöver beigetragen, das Daimler-Benz-Chef Edzard Reuter und AEG-Vorstandschef Heinz Dürr in Litzelstetten am Bodensee ausgeheckt haben. Es endete für beide im Desaster. Pointiert geschrieben und spannend zu lesen im Buch „Wunder, Pleiten und Visionen“. Handelsblatt-Redakteure haben darin für jedes Jahr seit 1945 eine prägende Wegmarke deutscher Wirtschaftsgeschichte ins Licht gerückt.

Oft handelt es sich um Ereignisse, die durch entschiedenes Handeln oder kompromissloses Forschen einzelner oder kleiner Gruppen ausgelöst wurden. Die Resultate gehen uns alle an. Im Falle AEG wurden tausende Arbeitsplätze vernichtet, im Fall SAP tausende geschaffen. Oder Karl-Heinz Brandenburg. Vier Jahre lang erforschte er, ohne Erfolg, Möglichkeiten, um Musikdateien zu komprimieren. Dann „entdeckt“ er die Methode, und heute läuft ohne mp3 Player im Musikgeschäft gar nichts mehr.

Die Herausforderungen der jungen Republik waren freilich noch ganz anderer Art. Vom Marshallplan über die D-Mark-Einführung bis zum Londoner Schuldenabkommen wurden dank des Engagements einzelner viele Hürden genommen, die Deutschland wieder voran brachten.

Der Bogen könnte also dramatischer nicht gespannt sein. Von den Care-Paketen bis zur Übernahme von Mannesmann durch Vodafone. Steht am Anfang eine der größten Solidaritätsaktionen aller Zeiten, so wird 60 Jahre später Solidarität ganz anders buchstabiert. Als Solidarität unter Millionären. Damit wirft das Buch zwischen den Zeilen die entscheidende Frage auf, wonach sich wirtschaftlicher Erfolg bemisst. Anregender Lesestoff für die Zeit zwischen den Jahren.

Hier gehts zu einer ein paar tausend Jahre alten und immer noch unübertroffenen Innovation, dem Buch: Jörg Lichter, Christoph Nesshöver, Katharina Slodczyk: Wunder, Pleiten und Visionen. Ein Streifzug durch 60 Jahre deutsche Wirtschaftsgeschichte. s / w. Fotos. Herausgegeben von Jörg Lichter, Christoph Neßhöver, Katharina Slodczyk. Econ Verlag, August 2007, gebunden, 430 Seiten, 24,90 EUR

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