Eine haargenaue Analyse der Finanz- und Wirtschaftskrise

Es wird viel geredet, beschuldigt und gehandelt, seit die Finanzkrise in den Blick der Öffentlichkeit geraten ist. Jetzt hat sich der Präsident des ifo-Instituts Hans-Werner Sinn der „großen Herausforderung für Ökonomen gestellt“, die Bankenkrise zu verstehen und zu analysieren. Das ist ihm in seinem neuen Buch „Kasino-Kapitalismus“ sehr gut gelungen.

Systemfehler oder Fehler im System

Für Politiker und schnelle Journalisten ist die Finanzkrise ein gefundenes Fressen. Mit „gierigen Managern“ kommen auch sieche Zeitungsauflagen wieder in Schwung. Und wie könnten sich im Wahljahr Politiker besser profilieren, denn als Retter ihrer vermeintlichen Untertanen. Hans-Werner Sinn ist sich sicher, dass nicht die Gier einzelner das Weltfinanzsystem an den Rand des Zusammenbruchs brachte, sondern gravierende Fehler im System. Um diese Fehler aufzuspüren, kniet er sich in die Materie, analysiert Zahlen und Entwicklungen und macht schließlich einerseits die unkontrollierte Übernahme der „Haftungsbeschränkung“ dingfest und andererseits den unglückseligen Wettbewerb der Staaten um die Position der beliebtesten Finanzplätze.

Märkte können sich nicht selbst die Grundlage geben, auf der sie agieren

„Kasino-Kapitalismus“ ist auch eine Verteidigungsschrift des Neoliberalismus. Und damit die Verteidigung des starken, Regeln setzenden Staates. Die neoliberale Grundthese, wonach der Markt sich nicht selbst die Regeln setzen kann, illustriert Sinn am Beispiel des Fußballs: Der Schiedsrichter kümmert sich um die Einhaltung der (nicht von Spielern erstellten) Regeln, aber er schreibt eben keineswegs die einzelnen Spielzüge vor. Spannend, wie Hans-Werner Sinn entlang der Finanzkrise den klassischen Ordoliberalismus alter Freiburger Schule ins Recht setzt.

Keine leichte, aber umso gehaltvollere Kost

In „Kasino-Kapitalismus“ trägt Hans-Werner Sinn schlüssig ein Puzzle zusammen. Dazu gehört, als Auslöser der Subprime-Krise, die Novellierung des „Community Reinvestment Act“ durch Bill Clinton, der massenhafte Betrug amerikanischer Hauskäufer und Makler mittels Cashback Krediten, die völlig falsche Strukturierung der Rating Agenturen oder die Bewilligung völlig unregulierter Hedgefonds. Gleichzeitig erfahren wir, warum Fristentransformationsgeschäfte, von denen die Hypo Real Estate in die Tiefe gerissen wurde, so wichtig für das Funktionieren der Wirtschaft sind. Kein schwarz-weiß also, sondern die fällige Studie über das, was an den Finanzmärkten passiert ist. Managementbuch.de – Empfehlung, weil Hans-Werner Sinn die komplexen Ursachen der Krise in ihrer ganzen Komplexität verstehbar macht. Und uns in die Lage versetzt, „Rettungsprogramme“ von „Partei-Rettungsprogrammen“ zu unterscheiden.

Wolfgang Hanfstein, www.Managementbuch.de

Weg mit dem Nebel, her mit dem Buch: Hans-Werner Sinn: Kasino-Kapitalismus, Econ, Mai 2009, 352 Seiten

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