Fukushima wird, hoffentlich, der letzte Beweis für die Notwendigkeit einer energiepolitischen Wende sein. Aber wie kann es weitergehen? Indem wir die vorhandenen Ressourcen effizienter nutzen? So beantwortete Ernst Ulrich von Weizsäcker die Frage vor 16 Jahren in seinem Aufsehen erregenden Buch „Faktor Vier“. Geändert hat sich allerdings wenig. Denn trotz effizienterer Nutzung der Ressourcen stieg der Verbrauch insgesamt rapide an. Im vor wenigen Monaten erschienenen Nachfolgeband bezieht von Weizsäcker auch diese Entwicklung mit ein. In „Faktor Fünf“ zeigt er, was technisch und politisch getan werden kann und getan werden muss.
Auswege aus dem Rebound-Dilemma
Die sogenannte Ölkrise setzte den ersten wichtigen Impuls für die effizientere Nutzung von Energie. Der Effekt war jedoch der direkte Anstieg des Energieverbrauchs. Dahinter steckt das Rebound-Dilemma oder der Bumerang-Effekt: Je effektiver Ressourcen genutzt werden, desto erschwinglicher werden sie. Wogen zum Beispiel Mobiltelefone bei ihrer Einführung noch mehrere Kilo und wurden nur in Dienstwagen gesichtet, wiegen sie heute nur noch wenige Gramm. Der Ressourcenverbrauch für Mobiltelefone ist aber durch die massenhafte Verbreitung dennoch exponentiell gestiegen. Von Weizsäcker widmet sich deshalb in „Faktor Fünf“ nicht nur technischen Lösungen, sondern vor allem auch den politisch notwendigen Rahmenbedingungen für nachhaltiges Wachstum (zum Beispiel Langfrist-Ökosteuer).
Es geht auch anders
Das Anliegen von „Faktor Vier“ war die Verbindung der marktwirtschaftlichen Wachstumsperspektive mit ökologisch nachhaltigem Produzieren. Auch in „Faktor Fünf“ wird diese Perspektive beibehalten. Im ersten Teil des Buches betrachten die Koautoren Karlson Hargroves und Michael Smith die wesentlichen wirtschaftlichen Systeme „Gebäude“, „Stahl und Zement“, „Landwirtschaft“ und „Verkehr“. Hier werden Fakten geliefert, die belegen, dass „weiter so“ bzw. BAU (Business As Usual) nicht nötig ist, weil Alternativen existieren. Und zwar für alle wichtigen Branchen! Im zweiten Teil setzt Ulrich von Weizsäcker dann den Schwerpunkt auf die politisch notwendigen Entwicklungen. Er zeigt, wie marktwirtschaftliche Mechanismen genutzt werden können. Und er zeigt, welchen Rahmenbedingungen die Staaten schaffen müssen, damit Gemeingüter nicht Einzelinteressen geopfert werden.
Das Ziel heißt Lebensqualität
Eine Einschränkung bei der Verbindung von Wachstum und Nachhaltigkeit macht Weizsäcker im letzten Kapitel, wenn er zur Effizienz auch eine neue „Suffizienz“ fordert. Und damit eine Genügsamkeit, die nicht die wirtschaftliche Entwicklung ins Zentrum stellt, sondern „Lebensqualität als Ziel“ definiert. Managementbuch.de – Fazit: Faktor Fünf ist ein wichtiges Buch, weil es weitgehend ideologiefrei wirklich gangbare Wege aus der Selbstzerstörung aufzeigt.
Wolfgang Hanfstein, www.Managementbuch.de
Kommentar hinterlassen