Wie gehe ich als Führungskraft mit niedrig bezahlten Leih- und Zeitarbeitern um? Wie regele ich den Umgang mit E-Mail und Internet? Welche Antworten habe ich auf die Anforderungen der Digital Natives an einen Arbeitsplatz? Was bedeutet es, dass die Arbeitsplätze die ich bieten kann, alles andere als sicher sind? Fragen, die durch die rasanten gesellschaftlichen und ökonomischen Umwälzungen der letzten Jahre aufgeworfen werden. Fragen, auf die es in den Führungsriegen kaum Antworten gibt. In „Leadership 2.0“ geht die Expertin Maren Lehky diesen Fragen auf den Grund. Aber fast wichtiger noch ist es, dass sie die Fragen überhaupt stellt.
Alles bleibt anders
Das Buch „Leadership 2.0“ überrascht von der ersten bis zur letzten Seite. Denn es spricht die Sprache derer, die von Kopf bis Fuß im Führungsalltag stecken. Und Maren Lehky hat sich, was für Leadership-Autoren leider nicht selbstverständlich ist, intensiv mit den gesellschaftlichen Umbrüchen beschäftigt, die seit zwei Jahrzehnten unbarmherzig alte Gewissheiten auf den Kopf stellen. So gliedert sie auch ihr hervorragendes Buch entlang dieser Umbrüche:
- Immer mehr Führungskräfte haben es mit einem Mix aus Festangestellten, Zeitarbeitern und Leiharbeitern zu tun. Das birgt Konfliktstoff und fordert von den Führungskräften ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen. Man denke nur daran, dass in vielen Unternehmen die schlechter bezahlten Leiharbeiter in der Kantine den vollen Preis bezahlen müssen. Führung heißt hier auch, Rückgrat zu zeigen und sich für andere Verhältnisse einzusetzen.
- Das digitale Zeitalter ist, was die Büro- und Arbeitsorganisation anbelangt, noch lange nicht in den Unternehmen angekommen. Statt dessen herrscht Wildwuchs in der Mediennutzung (muss man Tag und Nacht für die Kunden und den Chef erreichbar sein?) und Ratlosigkeit im Umgang mit den Distanz-Arbeitsplätzen (wie kontrolliere und motiviere ich Mitarbeiter, die sich nie persönlich gegenüberstehen?). Es gilt, die neuen Verhältnisse anzuerkennen und kreativ zu nutzen.
- Die „Digital Natives“ stürmen die Unternehmen. Und damit eine Generation, die sich in ihren Ansprüchen und Arbeitsformen grundlegend von denen der Digital Immigrants oder gar der Generation der Babyboomer unterscheidet. Lehky zeigt anhand interessanter Studien die Unterschiede und die Konsequenzen, die Führungskräfte daraus ziehen müssen.
- Nur der Wandel ist beständig. Führungskräfte von heute müssen deshalb einerseits die Mitarbeiter fit machen für den Wandel und professionelle Change-Agents werden. Und andererseits selbst mit ständig wechselnden Teams zurechtkommen. Denn auch die Mitarbeiter beschränken sich nicht mehr auf die Formel „ein Leben, ein Job“. Es gibt also eine Menge zu tun, damit nicht mit jedem Mitarbeiterwechsel wertvolles Firmenwissen verloren geht.
- Und schließlich geht es um die Führungskraft selbst. Denn je unübersichtlicher das Feld, desto leichter verlieren sich Führungskräfte in ihrem Job. Sie sind ständig „on“, ohne etwas zu bewegen und bringen sich und ihre Familien an den Rand des Abgrunds. Gut, dass Maren Lehky, dem „Chef als Selbstmanager“ ein eigenes Kapitel widmet.
Keine Revolution, aber eine neue Justierung
Und was ist mit dem „alten“ Führungswissen? Bleibt nach wie vor wichtig, sagt Maren Lehky. Es kommt aber darauf an, „mit noch feineren Antennen zu erkennen, was gerade angemessen ist und zur jeweiligen Lebenssituation und Motivationslage der Mitarbeiter passt“. Und genau mit diesen Antennen stattet sie Führungskräfte in diesem Buch aus. Roter-Reiter.de – Fazit: Maren Lehky lenkt in „Leadership 2.0“ den Blick auf die neuen Realitäten. Führungskräfte, die ihre Analysen und Überlegungen zu Herzen nehmen, werden sehen, dass die Umbrüche auch Chancen bergen, die zu einem neuen Verständnis von produktivem Arbeiten führen.
Wolfgang Hanfstein, www.Roter-Reiter.de
Maren Lehky „Leadership 2.0“. Campus Verlag.
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