Florian Langenscheidt über den Hauptglückskiller Neid und die Aufgabe, seines eigenen Lebens Wettergott zu sein. Eine entspannte Lesung im Münchner Kokon


Der kleine Raum proppenvoll, meist, zumindest dem Anschein nach, gut betuchte Damen. Kein Wunder, Langenscheidt gehört zu den Lieblingen der Society, da macht man es sich schon mal auf einfachen Stühlchen bequem. Und vielleicht kamen die Damen ja auch, um etwas zu finden, was es auch für viel Geld nicht zu haben gibt: Glück. Denn mit seinem neuen Buch richtet sich Langenscheidt an die Zeitgenossen unter uns, „die gern ein bisschen glücklicher wären.“ Zwar stimmt Boris Beckers Diktum, wonach Geld allein nicht unglücklich macht. Aber zum Glück braucht es halt doch ein bisschen mehr. Und von diesem „mehr“ hat Florian Langenscheidt eineinhalb Stunden lang immer wieder überraschende Facetten gezeigt.

Das Ergebnis von 35 Jahren Nachdenken über das Glück

Keine Lesung im üblichen Sinn, eher ein anregendes Gespräch. Zwar stand das neue Buch des Verlegers, Autors und Glücksforschers, das nicht ganz unbescheiden betitelt ist als „Langenscheidts Handbuch zum Glück“ im Zentrum. Langenscheidt beschränkte den „Leseanteil“ aber auf ganz wenige ausgesuchte Kapitel. Und glänzte damit, aus seinem riesigen Fundus aus Gelesenem und Erlebtem zu schöpfen. Damit markiert er als Autor auch einen gewaltigen Unterschied zu den vielen sich am Markt tummelnden „Glücksexperten“. In „Langenscheidts Handbuch zum Glück“ stecken „nicht weniger als 35 Jahre Nachdenken über das Glück.“

Um zu wissen, was Glück ist, lohnt ein Abstecher in die Palliativabteilung

Er sei im Studium weder bei Aristoteles fündig geworden noch bei den modernen Philosophen. Wer immer etwas zum Thema Glück schrieb, hatte, so schien es Langenscheidt, doch nichts dazu zu sagen. Also machte er sich selbst ans Werk, „las alles, was es zum Thema Glück gibt und gab“, wurde so etwas wie ein Glücksforscher. Die Ergebnisse dieses Nachdenkens hat er in 24 Kapitel gegossen. Und es sind nicht die üblichen Ratschläge Marke „Du schaffst es, wenn du es nur willst“. Nein, Langenscheidt kommt mit Ergebnissen aus der Palliativmedizin, berichtet über die Wünsche Sterbender und über die dunklen Seiten des Glücks. Er weiß, dass „Glück“ manchmal einfach brutal abwesend ist. Und so ist sein Buch auch ein Buch über das Unglück.

Was wir von „Weltmeistern im ‚Trotzdem’“ lernen können

Umso wichtiger ist es, und das ist seine Grundbotschaft, dem Glück nicht die Tür vor der Nase zuzuknallen, sondern die Tür aufzumachen. Denn „Sie sind ihr eigener Wettergott“. Nicht die äußeren Umstände seien für das Glück verantwortlich, sondern „zu 70 – 80 Prozent wir selbst“. Und wie in der Lesung, bietet er auch im Buch unglaubliche Geschichten unglaublicher Menschen auf. Vom Mann, der weder Arme noch Beine hat und als „Mutmacher“ durch die Welt tourt. Von der Mutter, die Vater und Kinder bei einem Autounfall verlor – aber nicht den Lebensmut. Und von den Ärzten, die niemals die „Abschiedstablette“ verschreiben würden. Weil sie erlebt haben, dass sich Menschen selbst nach größten Schicksalsschlägen wieder aufrappeln und ihr Leben lieben. „Weltmeistersein im Trotzdem“ nennt Langenscheidt diese Disziplin. Die Trainingseinheiten dazu liefert er in seinem Buch.

Wolfgang Hanfstein, www.Roter-Reiter.de

Florian Langenscheidt; Langenscheidts Handbuch zum Glück. Heyne Verlag 2012.

Mehr Informationen zum Buch auf Managementbuch.de.

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