Finanzkrise? Welche Finanzkrise?

Der vor zweieinhalb Jahren verkündete Untergang des kapitalistischen Finanzsystems scheint heute schon fast graue Vorzeit. Die Bilder derangierter Investmentbanker, die mit ihren Bürohabseligkeiten verloren vor den Wallstreet Wolkenkratzern stehen, sind verblasst. Michael Lewis nun auch in Deutsch erschienenes Buch „The Big Short“ ruft jetzt in Erinnerung, „wie eine Handvoll Trader die Welt verzockte“. Bestürzend in seiner Drastik wie ein Dokumentarfilm von Michael Moore, erzählt er die Geschichte der Krise aus einer ungewöhnlichen Perspektive: aus der der wenigen Akteure, die das Desaster haben kommen sehen und sich mit ihren Investments gegen den Markt positionierten und ihren „big short“ eingingen.

Hat jemand meine neun Milliarden gesehen?

Sie sind allesamt krasse Außenseiter, wie der unter dem Aspergersyndrom leidende Neurologe Michael Burry, der mit seiner kleinen Fondsboutique fernab von der Wallstreet in Kalifornien für seine Investoren Millionen damit verdiente. Reich geworden sind aber nicht nur sie, sondern auch die auf der anderen Seite des Spieltisches, wie der Morgan Stanley-Wertpapierhändler Howie Hubler, der mit 9 Milliarden US-Dollar für den größten jemals von einem Einzelnen verursachten Verlust verantwortlich war und dennoch seine zuvor verdienten Millionen behalten durfte.

Zahlen, bitte!

Die Zeche ging am Ende auf das Konto der Steuerzahler. Durch die Trennung von Haftung und Macht, konnten Banken und Banker fette Gewinne einstreichen, die Verluste dagegen wurden sozialisiert und den Aktionären und den Volkswirtschaften aufgedrückt. Wie stehen die Chancen, fragt Lewis am Ende seines Buches resigniert, dass Menschen kluge Entscheidungen treffen, wenn sie auch mit dummen reich werden können? Schlecht. Und sie stehen heute wohl auch nicht besser.

Dr. Birgit Bosold, www.Roter-Reiter.de

 

Michael Lewis, The Big Short. Campus Verlag

Mehr Informationen zum Buch >> The Big Short auf Managementbuch.de

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