Das komplette Gesundheitssystem ist krank. Im Diagnosebogen lesen wir: Fehlplanung, Ignoranz und Ineffizienz. Längst hängen Patienten und selbst Ärzte am Tropf der Kassen, Pharmaunternehmen und der Politik. Eine Besserung ist nicht in Sicht.
Die Medizin macht uns krank
Werner Bartens stellt der medizinischen Versorgung in Deutschland in seinem radikalen Buch „Heillose Zustände“ ein vernichtendes Zeugnis aus. Patienten werden ungeachtet ihrer körperlichen und emotionalen Befindlichkeiten zum Spielball finanzieller Interessen. Auch wenn sie nicht einmal krank sind. „Weil es sich für den niedergelassenen Arzt nicht lohnt, werden immer wieder Patienten mit banalen Beschwerden ins Krankenhaus geschickt.“
Zahlreiche Behandlungen sind unnötig, teilweise sogar schädlich und dienen einzig dazu, Geld in die Kassen der Industrie und Lobbyisten zu spülen: „Ein System, das die Medizin dem freien Spiel des Marktes opfert, ist krank.“
Die Pharmaindustrie hat gut Lachen
Ein gesundes Lächeln dürften derzeit nur die Vertreter der Pharmaunternehmen auf den Lippen haben. Nie waren die Zulassungsfristen für Medikamente kürzer. Von den rund 60.000 Medikamenten gelten nur 1500 als „sicher, nützlich und zuverlässig“. Hinzukommen überflüssige Diagnosemethoden und Therapien. Dazu zählen „80 bis 90 Prozent der Röntgenuntersuchungen bei Rückenschmerzen.“ Ähnliches gilt für teure Krebstherapien oder auch Vorsorgeuntersuchungen. Neben den finanziellen Lasten müssen die ahnungslosen Patienten auch die Nebenwirkungen schlucken. Schwer verdaulich, was uns Bartens da auftischt, aber wichtig und überfällig, auch wenn es gallig schmeckt.
Roter-Reiter-Fazit: Ärzte sollten dieses Buch lesen, Politiker und Lobbyisten. Vor allem aber Patienten, die mit dem Wissen um unmoralische Deals selbstbewusster beim Arzt auftreten und bei der Behandlung (und den Kosten) ein Wörtchen mitreden wollen.
Oliver Ibelshäuser, www.Roter-Reiter.de
Werner Bartens „Heillose Zustände“, Droemer.
mehr Infos zu >> “Heillose Zustände” bei Managementbuch.de
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