Eine außergewöhnliche Methode, Krisen zu überwinden

Ein Buch über die Herstellung von Wundern. Nicht gerade mein Fall. Weil es aber von der Autorin des Weltbestsellers “Die Sucht gebraucht zu werden” geschrieben wurde, war ich doch neugierig. Schließlich steckt mit Melody Beattie eine Autorin dahinter, die zwar viel Erfolg hatte – der aber auch nichts erspart blieb und bleibt. Alkoholabhängig, drogenabhängig, verheiratet mit einem Mann, der Alkoholabhängige betreute und selber soff, als Stripperin gejobbt, den zwölfjährigen Sohn durch einen Skiunfall verloren, ein paar Mal Pleite gegangen und jetzt geplagt von einem kaputten Rücken und kaputten Knien. Es würde in ihrem Buch also kaum darum gehen, sich durch ein paar selbst gemachte Wunder ins Paradies zu beamen – sonst hätte sie bei diesem Job total versagt. “Liebe, was du hast, dann bekommst du, was du willst” ist denn auch vielmehr eine Anleitung, das Schicksal anzunehmen. Und zwar nicht in der Form des Erduldens, sondern im Erkennen, dass der Ausweg im “Anerkennen” liegt.

Negative Ereignisse annehmen, um sie zu überwinden

“Wunder” bedeutet bei Melody Beattie, mit dem Selbsthass fertig zu werden, herauszukommen aus der durch wen auch immer verschuldeten Krise oder gar Sucht. Sie ist keine professionelle Psychologin, keine Therapeutin. Ihr Lehrmeister heißt Leben. Und der hat ihr nichts erspart – ihr aber geholfen, einige Dinge zu erkennen. Wesentlich ist für sie das Annehmen und Erleben negativer Emotionen. “Sobald wir alte, festgefahrene Emotionen loslassen, kommen wir ins Gleichgewicht. Wenn wir unser Gleichgewicht finden, verbinden wir uns mit uns selbst”, schreibt Melody Beattie.

Auch für negative Ereignisse und Gefühle dankbar sein

Ihre Methode heißt: Dankbarkeitslisten schreiben. Nichts Neues, denkt man, denn Dankbarkeitslisten zu schreiben ist eine oft empfohlene Methode von Coaches und Trainern. Beattie geht aber einen anderen Weg. Sie rät: “Dankbarkeit für negative Ereignisse zu äußern”. Denn das “nimmt diesen Ereignissen den Stachel”. Der Hintergrund ist einleuchtend. “Ein Problem”, so schreibt Melody Beattie weiter, “wird meist größer und schwerer und aufwändiger zu lösen, wenn ich unbeschwert so tue, als existiere es gar nicht.”

Negatives durch Anerkennen überwinden

“Liebe, was du hast, dann bekommst du, was du willst” ist als Workshop aufgebaut. Zehn Minuten täglich reichen, verspricht die Autorin. Und in diesen zehn Minuten geht es um nichts anderes, als die “negativen” Dankeslisten zu schreiben. Dazu eine Liste, die sämtliche wünschenswerte Ziele enthält und eine, auf der alle Menschen versammelt sind, “denen Sie grollen, denen Sie nicht vergeben haben”. Beattie verspricht, dass sich durch dieses tägliche Eingeständnis des “Negativen” der Weg frei wird, eben diese Emotionen zu überwinden.

Alles Verdrängte kehrt mit Macht zurück

Die Nähe zum 12-Schritte-Programm der “Anonymen Alkoholiker”, das auch mit der rückhaltlosen Anerkennung der Sucht beginnt (“Ja, ich bin Alkoholiker”), ist deutlich. Und ein Hinweis, dass auch Beatties Methode funktionieren kann. Roter-Reiter.de – Fazit: Eine ungewöhnliche Methode zur Überwindung von Krisen, die quer zu den “Positiv thinking”-Ansätzen steht. Und gleichzeitig auf der grundlegenden psychologischen Einsicht beruht, die da heißt: alles Verdrängte kehrt mit Macht zurück.

Wolfgang Hanfstein, www.Roter-Reiter.de

 

Melody Beattie: Liebe, was du hast, dann bekommst du, was du willst. Droemer Knaur.

mehr Infos zu >> “Liebe, was du hast, dann bekommst du, was du willst” bei Managementbuch.de

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