Apfel mit faulen Stellen

Adam Lashinskys Report zum erfolgreichsten und wertvollsten IT-Konzern der Welt gleicht mehr einem Enthüllungsroman als einem Sachbuch. Lashinsky führt Sie in “Inside Apple” über den geheimnisumwobenen Apple-Campus und nimmt Sie mit zu internen Strategiesitzungen. Das ist unglaublich spannend und häufig überraschend. Weil Lashinsky niemals ein Blatt vor den Mund nimmt, wenn er über miese Machenschaften und menschliche Abgründe berichtet.

Jobs vom Sockel gestoßen

Vor allem rüttelt das Buch massiv am Nimbus des einst wichtigsten Managers und Visionärs der IT-Branche: Steve Jobs. Der Ex-Apple-Chef wird als egozentrischer Einzelgänger gezeichnet, “narzisstisch launisch, nicht auf die Gefühle anderer achtend”. Im gleichen Zug beschreibt Lashinsky aber auch, wie Jobs autoritärer Führungsstil die Grundlage für den universellen Siegeszug der aktuellen i-Produkte legen konnte. Jobs sei immer konsequent seinen Weg gegangen, ohne je an seinen Entscheidungen auch nur zu zweifeln. “Es ist bekannt, dass Jobs entschied, was Kunden wollen. Er fragte sie nicht nach ihrer Meinung”.

Angst als Leistungsantrieb

Geheimhaltung ist bei Apple ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmenskultur. Häufig wissen Mitarbeiter nicht einmal, was der eigene Kollege bearbeitet. Über die eigenen Projekte zu sprechen, so Lashinsky, sei tabu – selbst im Kreis der Familie. Denn wer zu viel redet, fliegt. Die Angst vor Sanktionen scheint bei Apple noch immer allgegenwärtig und nicht nur auf die unteren Posten beschränkt. “Tatsächlich gibt es bei Apple eine beliebte Redewendung: Jeder, der bei Apple ist, möchte gerne wieder raus, und jeder der nicht dabei ist, möchte hinein”.

Was nach Jobs kommt

Ausführlich beschreibt Lashinsky in seinem Buch auch die Nach-Jobs-Ära mit Tim Cook an der Spitze, den er als tabellenverliebten Pedanten outet, “bar jeglichen Humors”. Und schließt die Prognose an, dass Apple auch nach Jobs erfolgreiche Produkte veröffentlichen wird, den ungeheuren Erwartungsdruck als Innovator der gesamten IT-Welt aber nicht mehr erfüllen kann. Klingt wie ein Abgesang, ist aber die logische Konsequenz einer fortlaufenden Entwicklung, die Lashinsky eindrucksvoll erzählt. Roter-Reiter.de-Fazit: “Inside Apple” ist ein sehr kritischer Blick in die wichtigsten Köpfe und hinter die Kulissen des Computer-Konzerns. Das Buch wird polarisieren, nicht nur wegen des schonungslos offenen Erzählstils. Wer verstehen möchte, was Apple so erfolgreich gemacht hat, muss es lesen.

Oliver Ibelshäuser für www.Roter-Reiter.de

 

 

Adam Lashinsky “Inside Apple”. Wiley Verlag.

mehr Infos zum Buch: “Inside Apple” bei Managementbuch.de

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