Schuldenberge abbauen

20056561_20056561_xlAlle Welt, so scheint es, spekuliert über die Ursachen der Eurokrise. Daniel Schelter erklärt sie einfach. In seinem sehr gut recherchierten Buch “Die Billionen-Schuldenbombe” macht er sich zusammen mit seinem Autorenteam auf die Suche nach den Ursachen für das Euro-Desaster, das längst nicht nur Griechenland, Portugal und Spanien trifft, sondern auch die Geldgeber schwächt – allen voran Deutschland.

Zu Beginn macht Stelter deutlich, dass Schulden als solche nicht negativ sind. Im Gegenteil: Das Leihen und Verleihen von Geld und Gütern ist so alt wie der Handel selbst und gleichzeitig Motor für Wachstum und Innovation. Problematisch wird es erst, wenn “die Politik die Vermögenswerte nach oben treibt und die Zinsen nach unten manipuliert”. Genau hier sieht der Autor den Anfang des finanzpolitischen Abwärtsstrudels, der halb Europa erfasst hat.

Rettungsschirm mit Löchern

Früher, so Stelter, hätte man die Währung schwachbrüstiger Staaten kurzerhand abwerten können – im gemeinsamen Währungsraum ist das nicht mehr möglich. Die Versuche von EFSF und ESM einen großen Rettungsschirm zu spannen enden im Millionengrab, es ist der Versuch “viele Schulden durch noch mehr Schulden zu bekämpfen”. Spätestens wenn einer der Geldgeber ausfällt, müssen die verbleibenden sich noch mehr strecken: “Wer am Ende übrig ist, zahlt”. Auch die Rolle der EZB (“Krisenmanager der Staatsschuldenkrise”) sieht Stelter kritisch, der Handel mit Staatsanleihen stelle unkalkulierbare Risiken dar.

 

Therapie mit Schmerzen und Nebenwirkungen

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Natürlich gibt es Auswege aus der Krise. Aber keine im Schonverfahren. “Aus der Krise heraussparen”, das funktioniert nicht. Genau so wenig wie die Anhäufung neuer Schulden, um alte zu begleichen (“Perpetuum mobile der Insolvenzverschleppung”). Besser: Inflation in Kauf nehmen, Schuldentilgungsfonds einrichten und geordnete Austritte aus der Eurozone zulassen. Zudem sind dauerhafte politische Reformen notwendig, um das Schuldenproblem langfristig zu bekämpfen. Erhöhung des Rentenalters und der Arbeitszeit, Sozialleistungen auf den Prüfstand stellen. Unerfreulich, was Stelter da laut ausspricht, aber in den Hinterzimmern der politischen Entscheider vermutlich längst diskutiert wird. Wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand.

 

Roter Reiter – Fazit: “Die Billionen-Schuldenbombe” ist ein schonungslos offenes Buch voller unbequemer Wahrheiten, an denen sich Wirtschaftsexperten, Politiker, VWL-Studenten und Banker reiben werden. Lesen sollten sie es auf jeden Fall – von der ersten bis zur letzten Seite.

Buch-Rezension: Oliver Ibelshäuser, www.Roter-Reiter.de

Buch-Empfehlung: Daniel Stelter (u.a.): “Die Billionen-Schuldenbombe”, Wiley 2013

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