Dass Behörden mitunter ein gemütliches Arbeitstempo vorlegen, bevor sie allerlei verwirrende Bescheide versenden oder unverständliche Verordnungen in Kraft treten lassen, war bislang ein hartnäckiges Vorurteil. Mit dem „Lexikon des bürokratischen Wahnsinns“ liefert Autor Stefan Horn jetzt auch die Belege dafür. In mehr als 50 kurzweiligen Fallbeispielen aus dem Behördenalltag berichtet er über absurde Gesetzesauslegungen und EU-Beschlüsse von „A“ wie „Arbeitslosenstatistik“ bis „Z“ wie „Zweitwohnungssteuer“.
Der die das Gott
Einige der Szenarien sind skurril-unsinnig wie die Novellen der Bananenverordnung („mindestens 14 Zentimeter lang und 2,7 Zentimeter dick“) oder die Sektsteuer, die „1909 zur Finanzierung der kaiserlichen Kriegsflotte“ eingeführt wurde und heute vor allem administrative Kosten verursacht. Denkwürdig auch die rhetorische Entgleisung von Familienministerin Schröder, die im vergangenen Jahr mit dem Satz „Man könnte auch sagen: ‚Das liebe Gott'“ nicht nur die Hüter der deutschen Sprache vor ein Rätsel stellte. Gleichberechtigung ist gut, Schweigen ist manchmal besser!
Bio-Gemüse voller Schadstoffe
Andere Kapitel hinterlassen einen bitteren Nachgeschmack wie die Ausführungen zum „EU-Gütesiegel“, das über die Hintertür trotzdem „rund 50 Zusatzstoffe“ in unseren Lebensmitteln duldet: „Es darf sogar Gülle, Jauche oder Geflügelmist aus konventioneller Tierhaltung auf den Bioacker kommen.“ Unappetitlich, was uns Brüssel da serviert.
Roter Reiter-Fazit: Das „Lexikon des bürokratischen Wahnsinns“ ist ein amüsantes, mitunter anklagendes Protokoll des deutschen und europäischen Behördenblindflugs. Auch eine gute Geschenkidee für kritische Geister.
Oliver Ibelshäuser, www.Roter-Reiter.de
Stefan Horn: „Lexikon des bürokratischen Wahnsinns“; Ariston
Kommentar hinterlassen