In deutschen Unternehmen herrscht immer noch eine gefährliche „Nicht-Fehlerkultur“, bei der „kleine“ Angestellte schon bei geringen Patzern Sanktionen bis hin zur Kündigung fürchten müssen, Manager aber eigene Vergehen so lange schönreden, bis diese als „alternativlos“ („Wo gehobelt wird, da fallen Späne“) akzeptiert werden. In ihrem gemeinsamen Buch „Fehler erlaubt“ bewerben die beiden Persönlichkeitstrainerinnen Gabriele Cerwinka und Gabriele Schranz eine neue Fehlerkultur in deutschen Unternehmen. Ein gemeinschaftliche Vereinbarung, die menschliches Versagen an allen Entscheidungsstellen einkalkuliert, die Ursachen herausarbeitet und die durchaus lehrreichen, förderlichen Konsequenzen in den Mittelpunkt stellt. Die Forderung der Autorinnen lautet: „Hör auf, nach den Schuldigen zu suchen, suche lieber nach den Verbesserungsmöglichkeiten, die jeder Fehler implizit formuliert“. Technische Innovationen, Kostensenkung, steigende Mitarbeitermotivation sind unternehmerische Errungenschaften, denen fast immer schmerzhafte Fehler vorausgehen.
Ursachen von Fehlern
Böser Wille oder grobe Fahrlässigkeit machen nur einen Bruchteil der alltäglichen Fehler in deutschen Büros aus. Die häufigsten Fehlerquellen heißen „zu wenig Zeit“ und „zu wenige Informationen“. Dazu kommen gewohnte Blick- und Denkmuster, die die Wahrnehmung der Entscheidungsträger zuweilen blind machen gegenüber offensichtlichen Fakten und Trends. Die jeweiligen Ursachen der Fehler klar zu kennzeichnen, ist für die Autorinnen eine wesentliche Voraussetzung für eine „optimale Fehlerkultur“. Noch immer werden „Umstände und individuelle Denkprozesse“ zu selten berücksichtigt“ – der Fehler nach dem Fehler.
Anonyme Meldestelle für Fehler
Der Umgang mit Fehlern, die korrekte interne und externe Kommunikation, bilden die Eckpfeiler einer effizienten Fehlerkultur. Wichtig hierbei: Den Mitarbeitern Meldestellen für Fehler kommunizieren, wobei die Meldung weder honoriert noch bestraft wird. Ideal wäre eine anonyme Anlaufstelle. Dort laufen alle Daten zusammen, die eine Analyse, Kategorisierung und Bewertung des Fehlers ermöglichen.
Führungskräfte tragen bei einer neu eingerichteten Fehlerkultur im Unternehmen eine besondere Verantwortung. Sie sind Vorbilder – gerade im Umgang mit eigenen Fehlern – als auch Vertrauenspersonen und Entscheidungsinstanzen in Kritikgesprächen. Mit einer Reihe von Tipps und Checklisten erläutern Cerwinka und Schranz, wie Teamleitungen eine gesunde Fehlerkultur in den Unternehmensalltag implementieren. 10 (anonymisierte) Fallbeispiele geben dabei exemplarische Hilfestellung.
Management-Journal – Fazit: „Fehler erlaubt“ ist ein wichtiger, praxisnaher Ratgeber für Führungskräfte in Branchen, in denen der Umgang mit Fehlern über den gesamten unternehmerischen Erfolg entscheidet: Von der Produktentwicklung über Finanzgeschäfte und das Dienstleistungsgewerbe bis hin zu Forschung und Gesundheitswesen.
Oliver Ibelshäuser, www.Management-Journal.de
Gabriele Cerwinka, Gabriele Schranz: „Fehler erlaubt“, Linde 2014
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