Es ist eine brisante These, die Mathias Binswanger in „Geld aus dem Nichts“ aufstellt: Nicht nur die Notenbanken, sondern jede noch so kleine Geschäftsbank schafft tagtäglich Geld. Und zwar ganz einfach, indem sie Kredite vergibt. Das passiert in der Regel automatisch und mehr oder minder auf Knopfdruck – und zwar ohne, dass das per Kredit vergebene Geld irgendwo hinterlegt wäre. Zwar müssen Banken eine Mindestreserve hinterlegen, die aber beträgt gerade einmal 1% des Kreditvolumens. Eine logische These, so behauptet Binswanger, dennoch eine These, für die selbst die angesehensten Fachleute blind sind.
Schumpeter versus Krugman
„Banker können nicht einfach Schecks aus dem Nichts ausstellen“ – so wird der Nobelpreisträger Krugman zitiert. Und Binswanger präsentiert ein weiteres Zitat von Krugman, in dem dieser das genaue Gegenteil behauptet. Damit wird klar: eine für Ökonomen zentrale Größe ist höchst umstritten, oder, wie Schumpeter zitiert wird: „Es hat sich für Ökonomen als außerordentlich schwierig herausgestellt zu erkennen, dass Bankkredite und Investitionen der Banken Einlagen (und damit Geld) schaffen.
Occupy liegt gar nicht so falsch
Die Fürsprecher für die These von Matthias Binswanger kommen aus einer ganz unvermuteten Ecke. Es sind die Occupy-Aktivisten, die an der offensichtlichen Geldschöpfung durch Kreditvergabe die mangelnde demokratische Legitimation kritisieren. Allerdings sind die Schlussfolgerungen Binswangers andere als die von Occupy. Binswanger erkennt die treibende ökonomische Kraft der Geldschöpfung aus dem Nichts. Um Blasen und damit verbundene Zusammenbrüche zu vermeiden, will er den Hebel an der mit falschen Anreizen verbundenen Boni der Banker ansetzen. Nur wenn es für die nicht mehr erstrebenswert sei, möglichst viele Kredite zu „verkaufen“ und damit Geld zu schaffen, bleiben dem System die Schocks erspart.
Management-Journal – Fazit: Fast unglaublich, dass der Glaube an die alleinige Geldschöpfung der Notenbanken immer noch zum Dogma der Zunft – und der Politik gehört. Und kein Wunder, dass finanzpolitische Instrumente stumpf bleiben, wenn sie auf falschen Voraussetzungen aufbauen. Möge das Buch zu einer neuen, produktiven Sicht auf die Gesetze der Ökonomie verhelfen.
Wolfgang Hanfstein, www.Management-Journal.de
Mathias Binswanger: Geld aus dem Nichts, Wiley 2015
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