Mythos und Wahrheit über die Brüder, die das Aldi-Reich schufen

albrechtsAldi kennt jeder. Die Gründer des Discount-Imperiums kennen viele vom Namen her. Über das Leben, die Karrierewege, die privaten Vorlieben und selbst das Sterben von Karl und Theo Albrecht weiß (fast) niemand so recht Bescheid. Die beiden Albrecht-Brüder sind selbst dafür verantwortlich, dass mittlerweile mehr Mythen als Fakten kursieren. “Nach 1953 haben sie nicht mehr in der Öffentlichkeit gesprochen, nicht über sich selbst und ihre Familien, nicht über ihr Geschäft”, erklärt Martin Kuhna zu Beginn seines Buches “Die Albrechts”. Trotz der zahlreichen weißen Blätter in der öffentlichen Wahrnehmung hat sich der Autor zum Ziel gesetzt, ein umfassendes Portrait der beiden Discounter-Gründer zu veröffentlichen.

Die berühmten, unbekannten Brüder im Portrait

Kuhna hat nie mit einem der beiden Albrecht-Brüder persönlich gesprochen. Er hat Sekundärquellen systematisch ausgewertet und trennt Mythen von Fakten. Das hat bislang keiner besser gemacht als er. Selbst die eigene Familie hat in der Todesanzeige für Karl falsche Informationen veröffentlicht. Kuhna ist gewissenhafter. Er hat eine inhaltlich und atmosphärisch dichte Firmenchronik und Biographie geschrieben, die nicht nur den Aufstieg des Konzerns nachzeichnet, sondern auch die Erfolgsprinzipien der beiden Discount-Könige offenlegt. “Schrullig und geizig”, das ist nur die halbe Wahrheit, wenn es um Theo und Karl geht.

Die Brüder haben den Markt unter sich aufgeteilt – in Deutschland bekanntermaßen, aber auch in Europa und der ganzen Welt und “gehen sich ansonsten aus dem Weg”. In der Frage nach den wesentlichen Erfolgsprinzipien aber haben sie mit einer Stimme gesprochen: “Sparsamkeit, niedrige Preise, Sortimentsbeschränkung, schlichte Ladenausstattung, Konzentration auf das Richtige und Wesentliche.” Das ist die Marke Aldi bis heute.

Kein Wort zur Presse

Was das Buch vor allem hervorhebt, ist die sehr fein gezeichnete Charakterstudie der medienscheuen Firmengründer, die über die bislang kursierenden Klischees weit hinausreicht. Stoisch, introvertiert, wortkarg und in Erfolgsphasen genauso unaufgeregt wie in Krisenzeiten. Diese Wesenszüge verbinden Theodor und Karl Albrecht bis zu deren Tod. Besonders deutlich kommt das bei der Schilderung der Entführung von Theo Albrecht heraus, der scheinbar pragmatisch die Rolle des Opfers annimmt und sich selbst nach seiner Befreiung nichts davon erklären oder berichtigen möchte: “Ich habe nie das Bedürfnis gehabt, in die Presse zu kommen”.

Management-Journal – Fazit: Die beiden Albrecht-Brüder haben zeitlebens kaum mit Journalisten gesprochen, den Mythen bewusst nie widersprochen. Dass es Martin Kuhna in “Die Albrechts” dennoch gelingt, ein derart scharfes Bild von zwei der wichtigsten deutschen Manager im Nachkriegsdeutschland zu zeichnen, ist eine Meisterleistung. Klasse recherchiert und packend geschrieben.

Oliver Ibelshäuser, www.management-journal.de

 

Martin Kuhna: “Die Albrechts”, Redline 2015

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