Der Politikwissenschaftler, Publizist und Direktor der Denkfabrik “Stratfor” hat sich als Geopolitik-Experte einen großen Namen gemacht. In seinem aktuellen Buch “Flash Points” lenkt er den Scheinwerfer auf Europas Krisen von der Vergangenheit bis zur Gegenwart. Als Amerikaner nimmt er sich die Freiheit, ohne ideologischen Maulkorb die “Krisenherde, die den Kontinent bedrohen” zu analysieren. In insgesamt 16 kurzen Essays widmet er sich der Frage, wie Europa “seine globale Dominanz” erreicht und immer “auch wieder verspielt” hat. Die Betrachtungen reichen vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart.
Putins Expansionsstreben und die Flüchtlingswelle
Spannend zu lesen sind vor allem die Aufsätze zu den aktuellen Brandherden. Friedman hat die Ukraine-Krise und das Flüchtlingsproblem im Blick. Putin wird als “unbarmherziger Realist und Ideologe” demaskiert. Und damit verbunden ist der klare Auftrag an Deutschland, seine Rolle als Stabilisator in Zentrum Europas wahrzunehmen, der die westlichen Interessen vertritt.
Der Autor positioniert sich auch in der Flüchtlingsfrage, indem er die Chancen und Risiken der muslimischen Zuwanderer hinterfragt – für die Migranten und die Zielländer. Treffend stellt Friedman fest, dass der Migrantenstrom vor allem “ein Problem der unteren Mittelschicht und der Armen bleibt, denn die können die Anwesenheit der Fremden nicht ignorieren”. Hier werden die Flüchtlinge direkt mit den Ängsten und Vorurteilen der Bevölkerung konfrontiert, wie aktuell in den strukturschwachen Gebieten in Ostdeutschland.
Deutschland in der Pflicht
Trotzdem sieht der Politwissenschaftler die reichen Staaten – darunter vor allem Deutschland – in der Pflicht, das Problem der Flüchtlingswelle friedlich zu lösen, weil die soziale Verteilungslogik hier nicht auf dem Prüfstand steht: “In Deutschland, wo die Arbeitslosigkeit unter sechs Prozent liegt, bringt die Anwesenheit einer muslimischen Bevölkerung ganz andere Probleme mit sich als in Barcelona mit seinen über 20 Prozent Arbeitslosigkeit.”
Management-Journal – Fazit: Friedman ist ein sehr guter Analytiker der europäischen Probleme und Chancen. Dass der Autor aus einer konservativen Perspektive heraus argumentiert, rüttelt nicht an der Glaubwürdigkeit seiner Thesen.
Oliver Ibelshäuser, www.Management-Journal.de
George Friedman: “Flashpoints – Pulverfass Europa”, Plassen 2015
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