Es ist schon etwas Ironie dabei, dass einer der Protagonisten des neuen Buches von Brad Stone nicht mehr der CEO seines eigenen Unternehmens ist. Travis Kalanick kämpft gerade darum, seinen Einfluss auf das von ihm gegründete Unternehmen Uber nicht vollständig zu verlieren. Seine Erfolgsaussichten sehen Wirtschaftsexperten eher gering. Das schmälert den Erfolg seines Unternehmens, das ihn zu einem reichen Mann gemacht, indes nicht.
Porträt zweier Gründer
Hinter erfolgreichen Start-ups stehen auch immer ausgesprochene Persönlichkeiten. Aus eigenen Erfahrungen oder Wünschen erwächst eine Idee, die dann konsequent verfolgt wird. Was im Zweifel nicht bedeuten muss, dass der Weg von der Gründung bis zu einem Unternehmen mit Bedeutung auch immer geradlinig verläuft. Brad Stone erzählt in seinem Buch nicht nur die Geschichte von Uber und AirBnB, sondern auch den Weg von Travis Kalanick und Brian Chesky. Beide Gründer sprechen über ihre Unternehmen und der damit verbundenen Sharing Economy mit fast revolutionären Eifer. Und beide haben auch reichlich Gegenwind erfahren und mussten Hindernisse aus dem Weg räumen, bevor sich die Unternehmen jenseits eines kleinen Kreises Eingeweihter entwickeln konnte.
Kritik an der Sharing Economy ist des Autors Sache nicht
Ihre Ideen haben die beiden Gründer reich gemacht. Das allein scheint ihnen offenbar recht zu geben. Bei aller Faszination, den die interessante und auch so geschilderte Geschichte auslöst, sollte der Leser indes nicht vergessen, dass beide Unternehmen bisher den Beweis schuldig bleiben, dass ihr Geschäftsmodell auf die Dauer auch funktioniert und sich damit Geld verdienen lässt. Brad Stone gibt kritischen Betrachtungen erstaunlich wenig Raum. So ist ihm die Entfremdung von Wohnraum und die daraus resultierenden Probleme für Mieter nur wenige Zeilen wert. Und auch die durchaus berechtige Kritik gegenüber dem Geschäftsmodell von Uber (zum Beispiel Steuerverkürzung, Versicherungsfragen usw.) wischt er mit dem Hinweis fort, dass es sich dabei um Gesetze aus der Vorzeit handelt. Das ist die Sichtweise des klassischen Libertarismus, die eben gerade auch in Deutschland so gar nicht zu einer sozialen Marktwirtschaft passt. Etwas mehr Ausgewogenheit, hätte dem Buch an dieser Stelle durchaus gutgetan.
Management-Journal-Fazit: Brad Stone gelingt ein spannend erzähltes Stück aktueller Wirtschaftsgeschichte. Teilweise schießt er mit seiner deutlich spürbaren Begeisterung für seine Protagonisten allerdings über das Ziel hinaus. Dennoch eine schöne und leicht lesbare Lektüre für Herbstabende.
Stephan Lamprecht
Brad Stone: [amazon_textlink asin=’386470491X‘ text=’Die Sharing-Economy‘ template=’ProductLink‘ store=’manageme0e-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’29f40f0f-ace8-11e7-bc51-b7f103f2775b‘], Plassen, 2017.
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