Wer ständig neue Ausreden erfinden muss, warum er nicht mit einer Aufgabe begonnen hat, permanent Termine nicht, oder nur ganz knapp, einhält und sich leicht ablenken lässt, leidet unter “Aufschieberitis”. Das Aufschieben von Dingen, gern inzwischen auch als Prokrastination bezeichnet, führt indes zu Stress und Überlastungen. Hans-Jürgen Kratz will seine Leser im Kampf gegen das Aufschieben unterstützen und ihnen ein Stück Lebensqualität zurückgeben.
Niemand schiebt gern auf
Im ersten Teil seines kompakten Ratgebers bietet der Autor einen Selbsttest an, um das eigene Verhalten zu bewerten. Danach wendet er sich den möglichen Ursachen zu. Die Gründe für das Aufschieben sind vielschichtig. Sie kann aus Überlastung heraus erwachsen, aber auch die Folge von schlechter Selbstorganisation sein, möglicherweise stecken aber auch Versagensängste dahinter. Und das hat Folgen, die im zweiten Kapitel benannt werden. Hektik, Missstimmungen, das Gefühl überfordert zu sein stehen auf der einen Seite. Auf der anderen Seite erwachsen natürlich auch Nachteile im Ansehen bei Kollegen oder Kunden, wenn ständig Termine überzogen werden. Wohl niemand der ständig aufschiebt, wird dies gern tun oder sich damit wohl fühlen.
Schritt für Schritt gegen das Aufschieben
Um wieder mehr Zufriedenheit zu erreichen und tatsächlich die Dinge zu schaffen, die notwendig sind, geht es ab dem dritten Kapitel um Strategien das eigene Verhalten zu verändern. Statt guter Vorsätze, endlich anfangen! Nach diesem Motto startet der Autor seine Ausführungen im Kampf gegen das Aufschieben. Die einzelnen Abschnitte sind kurz, verständlich geschrieben und bieten eine gute Zusammenstellung von (bewährten) Praxistipps. Von der richtigen Setzung von Prioritäten, dem Ausnutzen von Hochleistungsphasen und natürlich Belohnungen.
Prokrastination aus Sicht des Vorgesetzten
Eine Besonderheit des praktischen Büchleins ist ohne Zweifel, dass es die eher seltene Perspektive einer dritten Person einnimmt. Denn natürlich hat das Aufschieben eines Mitarbeiters auch Auswirkungen auf das Verhältnis zu seiner Führungskraft. Das kurze Kapitel bietet einige grundlegende Hinweise, um die Situation gemeinsam mit dem Mitarbeiter in den Griff zu bekommen. Aber die Hauptarbeit muss er indes selbst leisten. Die Führungskraft kann hier nur die Rolle eines Coaches übernehmen.
Management-Journal-Fazit: “Ich mach das jetzt!” ist ein handlicher Ratgeber, dessen Lektüre man jedem, der an Aufschieberitis leidet, ans Herz legen kann. Und das Buch ist dünn genug, um keine Ausreden zu haben, warum man es nicht lesen konnte.
Stephan Lamprecht
Hans-Jürgen Kratz: Ich mach das jetzt!, Metropolitan, 2. Aufl. 2017
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