Überlassen wir künstlicher Intelligenz unser Leben?

Ein autonom fahrendes Auto ist das sichtbarste Zeichen für die Erschaffung künstlicher Intelligenz. Dieses heiß diskutierte Beispiel für „KI“ oder „maschinelles Lernen“ ist aber nur eines der vielen Projekte und Forschungsgebiete, auf denen Wissenschaftler interdisziplinär daran arbeiten, Computer Fähigkeiten zu verleihen, die bisher nur dem Menschen vorbehalten waren. Dazu gehören genauso das autonome Lernen, das Erkennen von Mustern, Robotik, Übersetzen von Sprache und sogar kreative Prozesse.

Die Begegnung mit einem von einem Computer geschaffenen Gemälde, das die Technik Rembrandts perfekt nachahmte, hat für Holger Volland den Anstoß geliefert, sich auf die Suche nach Spuren künstlicher Intelligenz in unserem Alltag zu begeben. Er berichtet von den heute verfügbaren erstaunlichen Technologien. Und wirft einen Blick in die Zukunft.

Von schreibenden und malenden Computern

Wer ein bestimmtes Smartphone kauft, wird dank künstlicher Intelligenz die besten Fotos seines Lebens aufnehmen. So verspricht es die Werbung. Der Algorithmus, der in der Lage war, ein Bild im Stile eines Rembrandts anzufertigen, ist ebenfalls ein beeindruckendes Beispiel dafür, welche analytischen Fähigkeiten Computer bei der Bilderkennung inzwischen besitzen.

Es gibt segensreiche Einsatzgebiete solcher Ansätze, etwa bei der bildgebenden Diagnostik, in der Computer die Ärzte bei der Erkennung von Tumoren oder anderen Veränderungen unterstützen werden. Und in immer mehr Online-Shops können die Kunden inzwischen Bilder von Kleidungsstücken hochladen, um dann passende Accessoires, neue Outfits oder eben ein Gegenstück zu finden und zu kaufen.

Volland beschränkt sich nicht auf die Sammlung solcher Beispiele und den reinen Bericht, sondern stellt sie auch immer infrage. Oder weist auf die Schattenseiten hin.

Macht uns KI kreativ oder zu Dummköpfen?

Zu diesen Schattenseiten gehört etwa, dass Bildanalyse dazu genutzt werden kann, auf Eigenschaften eines Bewerbers zu schließen. Die KI im Hintergrund berät die HR-Manager darüber, ob es sich überhaupt lohnt, den Kandidaten einzuladen.

Die einen sehen das als hilfreiche Unterstützung, die anderen als den Beginn einer Bevormundung. Wenn wir mit einem Computerprogramm ein Gemälde oder ein Musikstück geschaffen haben, sind wir dann kreativ? Oder sind das erste Anzeichen einer digitalen Demenz, in die sich die Menschen freiwillig begeben? Diese kritischen Töne, das analytische Aufzeigen der potenziellen Gefahren der rasanten Entwicklungen, gehören zu den Vorzügen des Buchs.

Die Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Holger Volland betreibt in seinem klugen und kenntnisreichen Werk keine moderne Maschinenstürmerei. Künstliche Intelligenzen verändern heute unseren Alltag. Er zeigt gekonnt auf, wo das der Fall ist, ohne das sich die Menschen darüber all zu viele Gedanken machen.

Er hat aber zugleich die Risiken im Blick, die unserem Zusammenleben drohen, wenn wir uns zu stark in die Hand der Maschinen begeben. Auf den letzten Seiten des bei Beltz veröffentlichten Titels hält er ein Plädoyer, wie Politik, aber auch jeder einzelne von uns, mit den Herausforderungen der Technologie umgehen sollten. Das beginnt damit, dass wir alle uns wieder an den Gedanken zu gewöhnen, für Services im Internet zu bezahlen. Denn nur so könnten die großen Konzerne uns auch als ihre Kunden sehen und nicht als ihre Produkte, deren Daten sie bereitwillig auswerten, um sie zu Geld zu machen.

Management-Journal-Fazit: Ein Buch, das absolut zum richtigen Zeitpunkt kommt. Es zeigt auf, wo Maschinen uns helfen, aber auch, wo sie unsere Humanität bedrohen. Es wäre wünschenswert, wenn viele Politiker und Entscheider aus der Wirtschaft zu den Lesern dieses Werks zählten.

Stephan Lamprecht

Die kreative Macht der Maschinen

10

Lesbarkeit

10.0/10

Nutzwert

10.0/10

Anspruch

10.0/10

Pros

  • Brandaktuell
  • zeigt Gefahren und Nutzen

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