Der Mangel an Fachkräften – ein Glückfall?

Sind Ihnen schon einmal die Aufkleber und Plakate an den Fahrzeugen von Lieferdiensten, Entsorgungsbetrieben oder Feuerwehr und Polizei aufgefallen? Sie sind vielerorts das sichtbarste Signal für einen Fachkräftemangel, der in der deutschen Wirtschaft spürbar und problematisch ist. „Glücksfall Fachkräftemangel“ nennt der Autor verwegen sein Buch. Ist das nun die Haltung eines unverbesserlichen Optimisten, für den das Glas „halbvoll“ ist?

Sicher, das hatte sich der Autor Stefan Dietz anders vorgestellt, denn noch während er an seinem Manuskript arbeitete, wurde die Wirtschaft mit voller Wucht vom „Lockdown“ aufgrund der Pandemie getroffen. Noch ist nicht absehbar, wie stark der unvermeidbare wirtschaftliche Einbruch sein wird, auch seine Dauer ist unklar. Das ändert aber kaum etwas an den von Dietz vorgestellten Thesen und Beobachtungen. Und bekanntlich geht es nach einer wirtschaftlichen Delle ja auch stets wieder bergauf.

Die Arbeitswelt wandelt sich – technologisch, demografisch, emotional

Der Fachkräftemangel, den der erfahrene Berater Dietz beschreibt, ist nicht ausschließlich eine Auswirkung der Konjunktur. In seinem Buch verknüpft er klug viele Effekte und Tendenzen, die das Wirtschaftsleben seit Jahren prägen. Viele der genannten Wirkungen waren vorhersehbar, wurden aber zu lange schlicht ignoriert.

Der demografische Wandel ist keine Überraschung, sondern (statistische) Realität. Nur dürfte längst nicht jedes Unternehmen ausreichend darauf vorbereitet sein. Das erscheint wenig verwunderlich, sitzen doch viele Angehörige der „Baby-Boomer-Generation“ noch an den Schalthebeln der Wirtschaft. Also die Altersgruppe, deren Ausscheiden aus dem Arbeitsleben eben auch Probleme verursachen wird.

Parallel dazu verändern sich Verständnis und Verhältnis der Menschen zur Arbeit. Mehr Flexibilität und (Orts-)Unabhängigkeit sind gefragt. Und die jüngeren Generationen wünschen sich auch mehr Mitsprache und Gestaltungsmöglichkeiten.

Und dann sind da noch technologische Entwicklungen wie KI und Automatisierung, die Arbeit verändern werden. Produktionshallen ganz ohne Menschen sind heute keine Science-Fiction mehr, sondern teilweise Realität. Die übrig gebliebene Arbeit wird anspruchsvoller werden.

Fachkräfte werden also rar und umkämpft bleiben. Auch nach Corona.

Fachkräftemangel verändert Unternehmen

Nun wird sich der geneigte Leser fragen, wo in der Aufzählung von Herausforderungen und Problemen denn der Glücksfall stecken soll? Im notwendigen Wandel der Unternehmen!

Den Wettbewerb um die Arbeitskräfte werden die Unternehmen gewinnen, denen es gelingt, die Bedürfnisse und Wünsche der Arbeitnehmer zu erfüllen. Diese Firmen werden die Arbeitnehmer als Persönlichkeiten sehen, ihnen Wertschätzung und Vertrauen entgegenbringen. Mitarbeiterzufriedenheit ist für diese Unternehmen kein Motto, das auf Postern oder der Webseite steht, sondern gelebte Wirklichkeit.

Einen Weg zu diesen Veränderungen zeigt dieses Buch.

Management-Journal-Fazit: Stefan Dietz ist mit seinem Buch ein großer Wurf gelungen. Er analysiert unaufgeregt und faktenreich die aktuelle Situation der Wirtschaft und den Fachkräftemangel. Der Titel ist zugleich ein Mutmacher für Führungskräfte, jetzt notwendige Veränderungen anzustoßen.

Stephan Lamprecht

Glücksfall Fachkräftemangel

10

Lesbarkeit

10.0/10

Nutzwert

10.0/10

Anspruch

10.0/10

Pros

  • Fundiert
  • Analytisch
  • Impulsgebend

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