Die Räder in Wirtschaft und Gesellschaft scheinen sich immer schneller zu drehen. Begriffe wie Agilität oder Time-to-Market beherrschen das Denken von Managern und Führungskräften. Dahinter steht die Sorge, dass es in erster Linie auf die Geschwindigkeit ankommt. „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ ist ein geflügeltes Wort. Das Treffen von schnellen Entscheidungen gehört zu unserem Leben. Und es wohnt auch unserer biologischen Veranlagung inne. Denn auf der Jagd nach Beute mussten unsere Vorfahren blitzschnell Entscheidungen treffen. Da erscheint ein Arbeitsbuch, das für ein langsames Nachdenken wirbt, ungewöhnlich.
Wir treffen schnell Entscheidungen – das muss nicht gut sein
Auf Basis unserer Erfahrungen sind wir in der Lage, schnell Entscheidungen zu treffen. Dabei wirkt unsere Wahrnehmung wie ein Filter, die Informationen blitzschnell in wichtig oder unwichtig unterscheidet. Das funktioniert auch sehr gut auf uns bekannten Terrain. Denken Sie nur einmal ans Auto- oder Radfahren. Niemand muss bewusst darüber nachdenken, in welche Richtung gesteuert werden muss. Potenzielle Gefahren werden erkannt und wir reagieren.
Kurzum: Unser mentales Filter- und Erfahrungssystem ist optimal für Dinge, die wir bereits kennen. Das bedeutet aber letztlich, dass dieses System dort eher hinderlich ist, wenn es auf unbekanntes Terrain ausgeweitet wird. Wenn wir also in einer volatilen und wenig vorhersagbaren Umwelt schnelle Entscheidungen treffen, müssen dies nicht unsere besten sein.
Glaub nicht alles, was Du denkst
Genau dies ist der Ansatz von Karen Schmidt und Frank Habermann in ihrem Buch „Hey, nicht so schnell“ aus dem Gabal-Verlag. Es ist ein Arbeitsbuch, das zu langsamen Denken animiert und somit den Leser auf dem Weg zu guten Entscheidungen begleitet. Dass es dem Autoren-Duo gerade auf das Mitmachen ankommt, zeigt bereits die Gestaltung. Denn das Buch wird im Querformat aufgelegt. Das bietet viel Platz für die liebevolle, teilweise sehr witzige und ironische Gestaltung. Dies beginnt bereits mit dem „Benutzungshinweis“ auf der dritten Seite. „Die Wirksamkeit der vorgestellten Konzepte ist stark eingeschränkt, falls sie zuerst an sich und ihre Karriere denken“.
Na, ganz so schlimm, wird es schon nicht werden. Denn wer das Buch für sich annimmt und aktiv über die gestellten Fragen nachdenkt und sich inspirieren lässt, wird gründlich fundierte Entscheidungen treffen. Auf lange Sicht dürften einfach die Manager die Nase vorn haben, die gute Entscheidungen getroffen haben. Und das soll der Karriere ja nicht gerade entgegenstehen.
Management-Journal-Fazit: Wer beim ersten Griff vielleicht noch gezweifelt hat, wird am Ende überzeugt sein. Denn das anregende und inspirierende Arbeitsbuch ist kein Werk, das sich nur dem eigenen Ich widmet. Anleitungen, Techniken und Übungen sind gerade auch für die Arbeit in Gruppen geeignet. Damit Organisationen gute Entscheidungen treffen.
Stephan Lamprecht
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