Das „Meta-Modell für agile Innovationen“ ist wahrscheinlich das ungewöhnlichste Fachbuch, das derzeit im deutschsprachigen Raum zu bekommen ist. Denn es behandelt das Medium „Buch“ selbst als Innovation. Der eigentliche Autor Jean-Philippe Hagmann, Experte für Innovation und Transformation, lässt die Leserinnen und Leser die Perspektive der Autorin „Noita Vonni“ einnehmen, die auf dem Dachboden ein Reisetagebuch gefunden hat. Die darin beschriebene Reise hat das Ziel, ein neues Habitat für die Menschheit zu entdecken, nachdem die Erde zunehmend unbewohnbar wird. Die „Entdeckerin“ des Tagebuchs bittet um Kommentare, die dann reichlich und handschriftlich erfolgen.
Mit wirklich viel Liebe zum Detail wurde hier im Layout tatsächlich der Eindruck erweckt, als läge vor den Leserinnen und Lesern ein durchgearbeitetes und kommentiertes Buch. Inklusive des optischen Eindrucks eines gelegentlich schmierenden Kugelschreibers und Farbwechseln. Ein Buch als Innovation – schöner lässt sich das Thema selbst kaum visualisieren.
Ein Buch als Entdeckungsreise
Dieser wirklich innovative Ansatz, der Storytelling mit einem frischen Layout verbindet, fordert die Lesenden heraus. Denn sie müssen ja nicht nur dem Geschehen der Geschichte folgen, sondern auch die zahlreichen „Anmerkungen“ und „Kommentare“ verfolgen. Es ist ein Buch, das die volle Aufmerksamkeit fordert, um auch mit Gewinn gelesen zu werden.
Es geht um verschlüsselte Botschaften, deren Erkenntnis sich erst offenbart, wenn sie rückwärts gelesen werden, es gibt viele kluge Kommentare zu konkreten Fragen, die sich in einem innovativen Prozess ergeben (wie sie nicht nur die Erforschung eines neuen Habitats darstellt). So entwickelt sich langsam tatsächlich ein Meta-Modell für Innovationen.
Es geht um Kernfragen von Innovationsprozessen
Im Kern geht es in dem Buch um wichtige Fragen rund um die Entwicklung von Innovationen: Wie funktioniert Innovation? Gibt es ein einfaches Rezept? Ist der Prozess dorthin linear, oder eher iterativ? Oder vielleicht noch komplexer? Es wird nicht eine einzige Methode vorgestellt oder ein „Patentrezept“ geliefert, was in der Regel ohnehin zum Scheitern verurteilt ist.
Eine (versteckte) Antwort und Botschaft auf die Frage, wie Innovation funktioniert, liefert das Buch schon in seinem Leseprozess. Denn durch die Verknüpfung von Anmerkungen und der Geschichte ist das Lesen kein linearer Prozess. Wer dieses Buch bewusst liest, wird sich in gedanklichen Schleifen wiederfinden.
Wer sich für Innovationen interessiert, findet aber sicherlich seinen individuellen Weg durch das Buch. Und den braucht es ja auch, um selbst innovativ zu sein.
Übrigens: Die Detailliebe von Autor und Verlag zeigt sich auch dann, wenn der Schutzumschlag abgenommen wird. Denn dann halten Sie tatsächlich ein „altes“ Tagebuch in den Händen.
Management-Journal-Fazit: Ein Buch, das hoffentlich nicht nur wegen seiner wirklich wunderschönen und kreativen Gestaltung häufig gekauft werden wird, sondern wegen des vorzüglichen Inhalts. Der dürfte aber eher Leserinnen und Leser ansprechen, die sich bereits intensiver mit dem Thema Innovationen in Unternehmen beschäftigt haben.
Stephan Lamprecht
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