Führung in postagilen Zeiten

Während der eine oder andere Manager noch dabei ist, sich dem Thema „Agilität“ anzunähern, um zu verstehen, wie dieses Prinzip seinem Unternehmen zu mehr Beweglichkeit und höherem Innovationsdruck verhilft, ruft Svenja Hofer bereits das „postagile“ Zeitalter aus. Und wenn eine weitsichtige Bestseller-Autorin dies tut, ist es nicht falsch, sich ihre Thesen einmal genauer anzuschauen.

Das Ende von „schneller, höher, weiter“

Ausgangspunkt ihres Buches sind zwei, kaum von der Hand zu weisende Beobachtungen: Ohne Zweifel steckt unser Wirtschaftssystem in einer Krise. Damit sind nicht die üblichen konjunkturellen Schwankungen gemeint. Es ist angesichts der Klimakatastrophe kaum vorstellbar, dass wir mit dem stetigen Wunsch nach noch mehr Wachstum und noch schnellerem Konsum weitermachen können.

Was auch offenbar die Menschen zunehmend ablehnen, denn der Ruf nach nachhaltigen Geschäftsmodellen und Produkten, weniger Konsum und mehr Zugriff (Access) statt Besitz sind unübersehbar.

Die zweite wesentliche Veränderung ist der unvorhersehbare Wandel in der Welt selbst. Die Zukunft ist nicht vorhersehbar und unbestimmt — das ist an sich kein neuer Gedanke. Dennoch gab es Annahmen und Erfahrungen, auf die wir uns verlassen konnten. Und die werden immer seltener und unsere Strukturen zunehmend porös. Die USA bewegen sich gesellschaftlich immer weiter zurück ins Mittelalter (Abtreibungsgesetzgebung, Kreationismus). Russland hat mit dem Krieg in der Ukraine nicht nur den überwunden geglaubten Imperialismus neu belebt, sondern auch den Schrecken der nuklearen Bedrohung wieder ans Licht geholt. Und in den westeuropäischen Gesellschaften zeigt sich ein erschreckend hoher Anteil an Personen, die wissenschaftliche Erkenntnisse anzweifeln und Wissenschaft in das Reich des Glaubens verschieben.

Und so sagt Svenja Hofert: So können wir nicht weitermachen, so wird Führung nicht mehr funktionieren. Wir benötigen ein anderes Modell.

An Werten ausrichten und co-kreativ führen

Unternehmen müssen heute anders geführt werden: Das ist die feste Überzeugung von Svenja Hofert. Und diese Führung basiert nicht auf einer einzelnen Person, also der Leadership einzelner. Es muss heute mehr um Werte und Ideen gehen. Und die setzen sich leichter durch, wenn sie von vielen Menschen in einer Organisation getragen werden. Die Zukunft der Führung und der Teamarbeit in Unternehmen liegt in der Co-Creation.

Doch bevor sich Organisationen in diese neue Welt aufmachen, ist eine Entschleunigung, einer Art des Herunterfahrens des Betriebssystems der Firma erforderlich.

Und wie soll das in der Praxis funktionieren? Genau das erklärt Svenja Hofer in ihrem Buch anhand von Beispielen, Story Telling und Einladungen zur Reflexion. Und sie zeigt eindrucksvoll, dass zur Umgestaltung der Wirtschaft, der Unternehmen und der Führung (getreu ihrer eigenen Ideen) tatsächlich jeder beitragen kann.

Management-Journal-Fazit: Ein wie (immer) hervorragend geschriebenes Buch, das einen mehr als nachdenkenswerten neuen Ansatz liefert. Die Lektüre lohnt sich für alle Menschen, die über anderes Wirtschaften und Führungsmodelle nachdenken wollen und selbst zur Veränderung in Richtung einer positiveren Zukunft beitragen möchten.

Stephan Lamprecht

Business Slowdown

10

Lesbarkeit

10.0/10

Nutzwert

10.0/10

Anspruch

10.0/10

Pros

  • Nachdenkenswert
  • kommt zur richtigen Zeit

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