Was das Metaverse ist oder sein kann

Das „Metaverse“ (deutsch: Metaversum) hat für einige Zeit die Schlagzeilen von IT- und Fachmedien regelrecht dominiert. Aber wie es in dieser schnelllebigen Welt so geht, hat die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz, insbesondere des neuen Chatbot ChatGPT, so für Furore gesorgt, dass die Berichterstattung zum Thema ins Hintertreffen geriet.

Anfang des Jahres überraschte nun „Meta“ mit der Ankündigung eines „Pivot“: Nach verlustreichen Geschäftsjahren wolle sich die Firma nun auf die Entwicklung von künstlicher Intelligenz fokussieren, statt weiter das Metaverse voranzutreiben. Ein bedeutsamer Schritt, denn das Unternehmen, das hinter Facebook steht, hatte sich ganz bewusst für den Namen entschieden, um die Bedeutung des Metaversums für den Konzern zu unterstreichen. Kommt da eine Entwicklung bereits zu ihrem Ende, noch bevor sie eigentlich begonnen hat?

Von der Schwierigkeit einer Definition

Eine der Schwierigkeiten im Umgang mit dem Metaverse liegt bereits daran, zu definieren, was es denn jetzt ist oder sein wird. Dieser Herausforderung stellen sich auch Collin Groome und Christian Gleich in ihrem „Praxisbuch Metaverse“. Überspitzt formuliert, soll das Metaverse den Umgang mit dem Internet, so wie er heute für Milliarden Menschen zum Alltag gehört, grundlegend verändern. Interagieren wir heute mit anderen Personen über das Netzwerk, nutzen wir unseren Computer oder unser Smartphone dafür. Uns ist aber stets jederzeit bewusst, dass es eine klare Grenze gibt, zwischen dem, was sich auf dem Bildschirm zeigt und unserer gefühlten und wahrgenommenen Realität.

Immersive Erlebnisse als Basis des Metaverse

Die Problematik einer Definition erwächst aus der Tatsache, dass hier eine ganze Reihe von technischen Entwicklungen aufeinandertreffen, die alle das Potenzial besitzen, weitreichende Veränderungen anzutreiben. Wie sie allerdings ineinander greifen, um das zu erreichen, was als „immersives Erlebnis“ bezeichnet wird, ist allerdings noch unklar. Es gibt Ansätze, Ideen und Konzepte – aber eben noch keinen „Showroom“, in dem interessierte Personen einfach das Metaverse betreten.

Fakt ist: Im Metaverse sollen die Nutzerinnen und Nutzer sollen in eine künstliche Welt regelrecht „eintauchen“.

Technik auf die Business-Welt übertragen

Der vom Verlag gewählte Titel „Praxisbuch“ führt Leserinnen und Leser, die sich erstmals mit dem Thema beschäftigen, vermutlich etwas in die Irre. Es handelt sich nicht um ein Anweisungsbuch, das leicht verdauliche Schrittfolgen offeriert, an deren Ende ein „Metaverse“ steht.

Was dem Autoren-Duo allerdings gelingt, ist eine allgemein verständliche Darstellung der relevanten Technologien hinter dem Metaverse, wie Virtual Reality, Augmented Reality oder auch der Blockchain. Und aktuelle Pilotprojekte vorzustellen und den konkreten Nutzen des Metaverse für Unternehmen herauszuarbeiten.

Denn auch, wenn es so scheint, als ging es mit dem Metaverse nach dem Rückzug des Facebook-Konzerns nicht weiter, ist das mit Sicherheit nicht der Fall. Möglicherweise wird das auch ein Glücksfall für das Metaversum selbst, wenn es nicht von Facebook dominiert wird.

Einsatzmöglichkeiten für die Technologien des Metaverse gibt es in vielen Branchen zur Genüge. Von der Architektur und Bauwesen, in denen es Rundgänge in noch geplanten Räumlichkeiten geben wird, dem Bildungssektor, der Industrie, die mit digitalen Zwillingen Produktinnovationen vorantreiben wird, bis zu Handel und Marketing natürlich.

Die Autoren bewegen sich bei ihren Schilderungen nicht im Reich von Visionen, sondern greifen bereits aktuell greifbare Projekte heraus und regen damit die eigene Fantasie an, was hier möglich sein kann. Und weil eigene Erfahrung besser als reine Theorie ist, bieten sie auch in sehr komprimierter Form eine Hilfestellung, Tools zu installieren, damit die Leserinnen auch erste Erfahrungen sammeln können.

Management-Journal-Fazit: Ein leicht verständliches Buch, das einen umfassenden Einblick in die aktuellen Entwicklungen rund um das Metaverse zum Zeitpunkt seines Erscheinens aufgreift. Dabei gelingt es den Verfassern, den zukünftigen Nutzen darzustellen. Und damit auch den Leserinnen und Lesern Ideen zu liefern. Einen Abzug in der Bewertung gibt es aber für den Hinweis „Praxisbuch“. Denn ein Leitfaden für die Umsetzung ist es nun gerade nicht. Es bleibt aber dennoch nützlich.

Stephan Lamprecht

Praxisbuch Metaverse

9.7

Lesbarkeit

10.0/10

Nutzwert

9.0/10

Anspruch

10.0/10

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