Autorin Silvia Glaser, die langjährige Erfahrungen als Executive Coach mitbringt, eröffnet ihr Buch mit einer der sympathischsten Eröffnungen der vergangenen Jahre. In einem Interview mit ihrem eigenen Text-Coach sagt sie, „dass kaum ein Buch auf dem Markt revolutionär neue Inhalte“ anbietet. Und in den meisten Fällen bereits bekannte Theorien und Konzepte neu kombiniert werden. Das sei auch bei ihr der Fall. Chapeau, dass muss sich eine Autorin erst einmal trauen. Ist damit ihr Buch „Gute Führung ist Kopfsache“ überflüssig? Keinesfalls!
Fokus auf Beziehungsaspekte
Die Autorin legt ihren Schwerpunkt auf die Beziehungsaspekte zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden. Und dabei weist sie auch auf die immanente Selbstüberforderung so mancher Führungskraft hin, die sich angesichts zahlloser Ratgeber, die sich mit „New Work“ und „Change“ beschäftigen, sowie den gestiegenen Erwartungen gerade der jüngeren Generation, leicht unter Druck gesetzt fühlen könnten.
Denn diesen Ratgebern gemein ist, dass sie ein Bild einer Führungskraft zeichnen, dass als Mentor seiner Mitarbeitenden nicht einfach vorangeht, sondern durch Argumente und kluges Handeln überzeugt. Eine „Fata Morgana“ nennt Silvia Glaser dieses Ideal.
Und nun? Alles beim Alten lassen? Klare Antwort: Nein, denn alte Konzepte und Methoden funktionieren eben nicht mehr. Und getreu der Überzeugung, dass sich Veränderungen in einem Unternehmen erst erreichen lassen, wenn sich das Management ebenfalls auf Veränderungen einlässt, stellt die Autorin ihre Handreichungen zusammen.
Es geht ums Mindset und Zwischenmenschliches
Und so geht es in ihrem Ratgeber um Herausforderungen und Dinge, die bewältigt werden müssen, solange es Führungskräfte mit anderen Menschen zu tun haben. Kommunikation, Gefühle, aber auch Körpersprache.
Das Buch versteht sich als Coach in Textform und erwartet von den Leserinnen und Lesern die Bereitschaft, sich kontinuierlich zukunfts- und wertorientiert entwickeln zu wollen. Und dazu braucht es ein klares Mindset. Führung ist auch Kopfsache – und bei der Weiterentwicklung will dieses Buch unterstützen.
Nützlich ist der klare Aufbau aller Kapitel. So gewährt die Verfasserin Einblicke in „echte“ Coachings aus ihrer Praxis, erklärt Techniken und Modelle, die zum Einsatz kommen, erläutert indes auch deren theoretische Grundlagen. Und schließlich gibt es auch viele Selbsttests und praktische Übungen. Die persönliche Gesprächsatmosphäre zwischen Coach und Coachee kann das Buch nicht schaffen, dafür bietet es aber inhaltlich viel von dem, das Teil des Coachings gewesen wäre.
Ein kleines Manko des gut geschriebenen und überzeugenden Titels: Die teilweise sehr liebevoll gestalteten Abbildungen sind oftmals zu klein geraten. So drängt sich der Eindruck auf, dass oft Powerpoint-Folien auf das kleinere Buchformat „herunter gedampft“ wurden. Drucktechnisch sind die Grafiken gestochen scharf, aber dennoch nur schwer lesbar.
Management-Journal-Fazit: ein gut geschriebener Ratgeber mit vielen praktischen Tipps und viel Raum zur Selbstreflexion. Die Erzählungen aus der Coaching-Praxis in Kombination mit den angebotenen Tools werden die Leserinnen und Leser auf jeden Fall voranbringen.
Stephan Lamprecht
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