Warum Big Tech wegmuss

Infrastrukturen zu betreiben, wie sie Facebook oder Google nutzen, verschlingt Unsummen. Und doch ist ihre Nutzung „gratis“. Bezahlen müssen die Nutzerinnen und Nutzer aber dennoch. Sie tun es freiwillig, milliardenfach, jeden Tag. Mit ihren Daten nämlich. Jede Interaktion mit der Plattform wird aufgezeichnet. Unzählige Werbebanner und andere Kaufanreize strömen auf sie ein. Das dürfte auch der Mehrheit der Menschen (zumindest unter den Jüngeren) sattsam bekannt sein. Bei dem einen oder anderen mag sich Unbehagen einstellen, wenn er oder sie darüber nachdenkt, dass immer ausgefeiltere Nutzerprofile über die eigene Person existieren – das ist dann aber bereits beim nächsten Posting oder Like wieder verdrängt.

Toxischer Einfluss auf unsere Gesellschaft

Die großen Plattformen und deren Betreiber („Big Tech“) üben einen toxischen Einfluss auf unser Zusammenleben aus. Nicht nur „soziale“ Netzwerke, die alles andere als sozial sind, sondern auch die großen Technologieunternehmen, wie aktuell das von Wagniskapital finanzierte Startup Open.ai. Denn: Wer auf einer Plattform nicht erwähnt wird, existiert im digitalen Raum nicht. Und kommt auch immer seltener überhaupt in anderen Medien vor. Und dank Filter und immer ausgefeilteren Algorithmen und Empfehlungen werden die Nutzerinnen in ihren Meinungen bestärkt und bewegen sich in einem undurchdringlichen Kokon ihrer eigenen Haltung und Vorurteilen.

Angetreten ist das Internet (oder allgemeiner die digitale Kommunikation) einmal, um den Austausch von Wissen zu vereinfachen und die Meinung frei zu verbreiten. Doch diese Meinungsfreiheit existiert nur so lange, bis der Betreiber nach Gutsherrenart, unliebsame Benutzerkonten und Beiträge einfach löscht und schließt. So wie Elon Musk, der Twitter aktuell so umbaut, dass die dort herrschenden Meinungen seinen eigenen Ansichten und politischen Überzeugungen entsprechen.

Diese negativen Einflüsse und Folgen beschäftigen schon deutlich weniger Menschen. Und doch sind sie viel gravierender, denn sie verändern und gefährden unsere Demokratie und Gesellschaft.

Wie Big Tech unsere Demokratie und Wirtschaft zerstört

Was Martin Andree in seinem Buch „Big Tech muss weg“ schreibt, liest sich zunächst wie ein dystopischer Roman. Zumindest für alle Menschen, die sich bisher nicht intensiver mit dem verheerenden Einfluss der Tech-Konzerne beschäftigt haben. Doch mit Dystopie hat das wenig zu tun, das zeigt die Durchsicht des umfangreichen Quellenverzeichnisses, das zum Weiterlesen und der intensiveren Beschäftigung mit dem Thema einlädt.

An dieser Stelle müssen auch die sehr sehenswerten Illustrationen und Infografiken erwähnt werden, die auch komplexere Sachverhalte veranschaulichen, teilweise aber auch einfach nur unterhalten.

Wie stoppen?

Auf dem Einband des Buches ist auch klar das Ziel „Wir werden sie stoppen“ ausgerufen. Mit knapp 30 von über 280 Seiten kommt dieser Teil allerdings ein wenig kurz. Zwar hat der Autor mit allen genannten Maßnahmen recht. Indes sind darunter einige, die sich nur durch das sprichwörtliche „Bohren dicker Bretter“ erreichen lassen. So wäre etwa die konsequente Besteuerung der Konzerne ein erster wichtiger Schritt, aber hier muss auch die Gesetzgebung mitspielen. Und das ist nur eine der regulatorischen Veränderungen, die stattfinden müssten, um die Macht von Big Tech zu brechen. Letztlich liegt es aber auch an uns allen.

Wer konsequent die weitere Bildung von Monopolen und Gefährdung des gesellschaftlichen Zusammenhalts bekämpfen will, müsste sich sofort von den Plattformen abmelden und freie Alternativen nutzen (denn die gibt es). Aber genau das tun zu wenig Menschen, weil es ihnen zu kompliziert erscheint oder sie den Eindruck haben, auf bestehende zwischenmenschliche Beziehungen verzichten zu müssen.

Management-Journal-Fazit: Martin Andree hat ein enorm wichtiges Buch geschrieben. Menschen, die das Treiben der Tech-Konzerne bereits mit Sorge und Aufmerksamkeit verfolgen, vermittelt es zwar wenig neue Fakten, liefert aber zahllose Argumente, mit denen es vielleicht im persönlichen Umfeld gelingen kann, ein Umdenken in Bewegung zu setzen. Ein Buch, das hoffentlich viele Leserinnen und Leser finden wird, die dann sich auch konsequent den Big Techs in den Weg stellen.

Stephan Lamprecht

Big Tech muss weg!

10

Lesbarkeit

10.0/10

Nutzwert

10.0/10

Anspruch

10.0/10

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