Unternehmen aus dem Korsett befreien und endlich wieder “Machen”

zurueck-an-die-arbeitEs gibt leider viel zu wenig Managementbücher, die nicht nur inhaltliche Impulse setzen, sondern noch dazu so packend wie ein Krimi geschrieben sind. “Zurück an die Arbeit” von Lars Vollmer fällt definitiv in diese Kategorie. Der Autor lädt Führungskräfte, Manager und Geschäftsinhaber zu einem unverstellten Blick auf das moderne Wirtschaftsleben ein. Und was Vollmer da beobachtet, stellt ihn nur in den wenigsten Fällen zufrieden.

Unternehmen beschäftigen sich zu viel mit sich selbst

Lars Vollmer, promovierter Ingenieur, Lehrbeauftragter und selbst Unternehmer, vertritt die Meinung, dass in Firmen zu wenig gearbeitet wird! Das klingt angesichts von 60-Stunden-Wochen vieler Führungskräfte fast wie eine Verhöhnung. Was ist mit den vielen Besprechungen, Verhandlungen oder Mitarbeitergesprächen, die zu führen sind? Von der Bewältigung von E-Mail-Bergen gar nicht erst zu reden. Kraftvoll und sehr scharf beobachtet, setzt sich Vollmer mit Meetings, Budgetverhandlungen und Mitarbeitergesprächen auseinander. Für ihn agieren Führungskräfte und ihre Mitarbeiter inzwischen wie auf einer Theaterbühne. Die Organisation beschäftigt sich mit sich selbst. Arbeit ist das für den Autoren indes nicht.

Dem toten Pferd die Sporen geben?

Der Begriff der Arbeit fasst für Lars Vollmer alle Tätigkeiten zusammen, die am Kunden orientiert sind. Ein Mehr davon, führt (früher oder später) auch zu mehr Erlösen. Und unter diesem Gesichtspunkt fallen dann einfach viele Tätigkeiten heraus, die in Unternehmen als Arbeit gesehen werden. Solcher “Beschäftigung” gehen die Mitarbeiter nach, um die Strukturen aufrecht zu erhalten. Wohl wissend, dass es eigentlich falsch ist. Und so wird versucht, einem eigentlich toten Pferd die Sporen zu geben. Um das Maximum aus der Organisation herauszuholen, werden ständig neue Management-Methoden angewendet, die sich wie ein Korsett immer enger um das Unternehmen legen, bis es gar nicht mehr agieren kann.

Die hierarchischen Strukturen sind für das 21. Jahrhundert ungeeignet

Die Antwort auf die Frage, warum in Unternehmen so viel Theater gespielt, und zu wenig gearbeitet wird, arbeitet Vollmer auf unterhaltsame Art und Weise heraus. Die Welt der Arbeitsteilung mit ihren Hierarchien, der Taylorismus ist für die Anforderungen des 21. Jahrhunderts einfach nicht mehr geeignet. Die Dynamik der Märkte, die technischen Veränderungen – sie alle erfordern rascheres und anderes Agieren, als es die klassische Unternehmensorganisation leisten kann; egal welche Management-Methode gerade ausprobiert wird. Deshalb gibt es auch kein Patentrezept für eine optimale Organisationsform.

Gebraucht werden “Könner”, die die Frage nach dem “Wozu” beantworten

Bedeutet das für Unternehmen nun, auf ewig das Theater weiterspielen zu müssen und zu akzeptieren, dass sich tradierte Organisationsformen überlebt zu haben scheinen? Mitnichten. Aber Lars Vollmer fordert alle Führungskräfte, aber nicht nur die, dazu auf, sich Gedanken über das “Wozu” zu machen. Warum soll ich in diesem Unternehmen arbeiten? Was ist der Zweck des Unternehmens? Daraus ergibt sich seiner Ansicht nach bei tieferem Nachdenken die passende Organisation der Arbeit fast von selbst. Benötigt werden dazu auf jeden Fall “Könner” in ihrem Metier, die kreative Ideen und Lösungen entwickeln. Und was diese Könner auszeichnet, beschreibt der Autor sehr einprägsam.

Management-Journal-Fazit: Lars Vollmer hat ein wichtiges Buch geschrieben. Denn es ist ein starkes Plädoyer für Veränderungen. Zeit, das Business-Theater seinzulassen, und Arbeit in Unternehmen individuell neu zu organisieren. Sprachlich brillant, mit vielen Erlebnissen und Anekdoten gespickt. Eine der lesenswertesten Neuerscheinungen des ersten Halbjahres.

Stephan Lamprecht

Lars Vollmer: Zurück an die Arbeit, Linde, 2016

5 Sterne

ISBN: 978-3-7093-0612-3

Alle lieferbaren Ausgaben von “Zurück an die Arbeit” bei managementbuch.de

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