Assessment-Center (AC) haben bei der Personalauswahl nicht immer den besten Ruf. In der Fachpresse wurde auch schon einmal die Meinung vertreten, dass sich das Ergebnis einer solchen Veranstaltung nicht stark vom Zufall unterscheidet. Falsch, schreibt Uwe Peter Kanning in seinem neuen Buch. Das Problem besteht aber darin, dass viele Unternehmen zu oft versuchen, ein AC in Eigenregie durchzuführen, ohne sich die Hilfe von Experten zu holen. In diesem Fall müsse man sich eben nicht wundern, wenn sich nicht der beste Kandidat durchsetze.
Das Richtige richtig machen
Der Professor für Wirtschaftspsychologie greift in seinem Buch 50 Strategien auf, mit denen garantiert die falschen Mitarbeiter gefunden werden. Er möchte Unternehmen den richtigen Weg weisen, also zeigen, wie das Richtige auch richtig getan wird. Seine Beispiele gliedert er entlang des Auswahlprozesses für neue Mitarbeiter. Zunächst greift er aber die Grundeinstellung der Personen auf, die an der Auswahl der Bewerber beteiligt sind. Dies beginnt beispielsweise damit, die Vorbereitung der Kandidaten zu unterschätzen. Durch Ratgeberliteratur und Online-Portale gestärkt, haben es Unternehmen heute in aller Regel mit gut vorbereiteten Kandidaten zu tun, die teilweise bereits Meister der Selbstdarstellung sind. Umso schwerer wird es also, hinter diese Fassade zu blicken.
Aufräumen mit vielen Vorurteilen und Halbwissen
Das sachlich und verständlich geschriebene Buch räumt mit einer ganzen Reihe von falsch verstandenen Theorien auf. Sehr zum Leidwesen anderer Autoren wahrscheinlich. So bestreitet Kanning beispielsweise die Relevanz für die Personalauswahl, Menschen zu typologisieren oder während des Bewerbungsgesprächs permanent auf die Körpersprache und Haltung des Kandidaten zu achten. Inzwischen gäbe es dermaßen viele Aussagen und Varianten, dass je nach Lehrmeinung eine Geste so vieles bedeuten könnte, dass es schlicht nicht weiter hilft, sich mit dieser Interpretation zu befassen.
Der Text ist mit vielen Diagrammen und Schaubildern durchsetzt, die wichtige Aussagen und Statistiken untermauern. Außerdem finden sich in regelmäßigen Abständen auch Tipps für die Praxis, die die Kernaussagen des jeweiligen Abschnitts leichter umsetzbar machen.
Management-Journal-Fazit: Schluss mit dem Bauchgefühl und falsch verstandenen Theorien. Dieses Buch zeigt Unternehmen, wie bei der Personalauswahl nicht weiter Geld verschwendet wird, sondern die besten Kandidaten ins Unternehmen geholt werden.
Stephan Lamprecht
Uwe Peter Kanning: 50 Strategien, die falschen Mitarbeiter zu finden, Beltz, 2017.
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