Gründer glühen für ihre Idee und wollen neues schaffen. Aber nach der Existenzgründung werden die Unternehmer dann schnell vom betriebswirtschaftlichen Alltag eingeholt. Hier lauern aber Gefahren. Denn ein auf den ersten Blick erfreulicher Geschäftsgang kann leider darüber hinwegtäuschen, dass eine Firma bereits droht, in Schieflage zu geraten. Es gehört zum Unternehmertun, dass in den Anfangstagen das berüchtigte „Lehrgeld“ bezahlt wird. So verwandelt sich ein auf den ersten Blick lukrativer Kundenauftrag in ein Minusgeschäft, wenn nicht richtig kalkuliert wurde. Zu einem Unternehmen gehört eben auch die Unternehmenssteuerung. Die dafür notwendigen Steuerungsinstrumente will die erfahrene Betriebswirtin Ursula Binder in ihrem Buch vermitteln.
Wichtiges Handwerkszeug für den Kleinbetrieb
An Büchern zur Unternehmenssteuerung herrscht wahrlich kein Mangel. Allerdings setzen diese entweder sehr solide Kenntnisse der Betriebswirtschaft voraus oder vermitteln diese erst langatmig über das zugrundeliegende wirtschaftswissenschaftliche Vokabular. Mit beidem ist Gründern und Selbstständigen vorderhand erst einmal nicht gedient. Sie stecken alle Kraft und Energie in den Aufbau der Firma, da bleibt nicht viel Zeit. Genau an dieser Stelle setzt die Autorin an und liefert das aus ihrer Sicht passende Handwerkszeug.
5 Steuerungsinstrumente – eigentlich 4
Grundsätzlich eignet sich die Lektüre des Buchs auch für Freiberufler und Kleinstunternehmer, die gegenüber dem Finanzamt die Einkünfte mittels der Einnahmeüberschussrechnung (EÜR) offenlegen. Allerdings sind die Texte in erster Linie auf die Bilanz ausgelegt. Ursula Binder hat 5 Instrumente herausgegriffen, die aus ihrer Sicht für kleinere Unternehmen am besten zur Steuerung geeignet sind. Jahresabschluss, BWA für die monatliche Betrachtung, der Cashflow und die (solide) Kalkulation, um Preise sinnvoll gestalten zu können. Wenn Sie jetzt auch erst vier Instrumente gezählt haben, liegen Sie richtig. Denn während diese vier Aspekte über 200 Seiten umfassen, kommt der Personaleinsatz und dessen Kalkulation mit knapp 10 Seiten deutlich zu kurz.
Leicht verständlich und sinnvoll
Das ist eigentlich schade, denn die anderen vier Teile sind überaus gelungen und ausführlich verständlich geschrieben. Die auf den ersten Blick vielleicht überraschende Reihenfolge ist gut gewählt. Denn der Jahresabschluss liegt ja möglicherweise bereits vor, während der BWA bisher kein tiefergehender Blick geschenkt wurde. So erläutert die Verfasserin zunächst einmal, auf welche Zahlen besonders zu achten sind, um das Unternehmen beurteilen zu können. Wer sich anschließend in die Ausführungen zur BWA vertieft und seine Monatsabschlüsse regelmäßig kontrolliert, für den wird die Bilanz dann eigentlich keine Überraschungen mehr bieten. Sehr sinnvoll ist auch das Kapitel zur Preisgestaltung, das sich auch der Kalkulation in bestimmten Branchen widmet (Produktion, Einzelhandel, Dienstleistungen und Gastronomie).
Management-Journal-Fazit: Der kompakte Ratgeber ist allgemeinverständlich geschrieben und führt solide in Kalkulation und betriebswirtschaftliche Kennzahlen ein. Die Lektüre kann tatsächlich jedem Unternehmensgründer oder Inhaber eines kleinen Unternehmens ans Herz gelegt werden.
Stephan Lamprecht
Professor Dr. Ursula Binder: Die 5 wichtigsten Steuerungsinstrumente für kleine Unternehmen, Haufe 2017.
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