Die Elbphilharmonie in Hamburg, nunmehr endlich fertiggestellt, und der Großflughafen Berlin Brandenburg, der indes noch auf seine Eröffnung wartet, sind nicht nur Beispiele für imposante Großprojekte. Sie zeigen auch exemplarisch, was dabei herauskommt, wenn keine aktive Kommunikation das begleitet. Die Hamburger Öffentlichkeit entnahm die Budgetüberschreitungen und gegenseitigen Schuldzuweisungen der Baufirmen mehr oder weniger aus der Presse. Und der Berliner Flughafen liefert regelmäßig Material für Satiresendungen im Fernsehen. Und niemand widerspricht. Gute Public Relations könnte der negativen Wahrnehmung solcher Projekte entgegenwirken und zu mehr Transparenz beitragen. Diesem Thema wendet sich Manfred Noé in seinem Buch zu.
PR für Nicht-Fachleute
Das Buch spricht in erster Linie Projektleiter und Projektmanager an, die die Öffentlichkeitsarbeit für ihr Projekt selbst übernehmen wollen. Das könnten auch Intendanten oder auch Schulleiter sein. Diese Leserschaft besitzt mit Sicherheit eine gehörige Portion Fachwissen im eigenen Bereich, indes weniger in Hinblick auf Public Relations. Und so widmet sich Noé auch vielen Grundlagen: von der Analyse möglicher Zielgruppen, der Identifikation von Stakeholdern und der Entwicklung einer Kommunikationsstrategie. Das Buch nutzt eine durchaus weit gefasste Definition von Projekt. So geht es dem Autor nicht ausschließlich um die großen und bedeutenden Bauprojekte. Ein Projekt kann ja auch bereits die Eröffnung einer Ausstellung, oder ein größeres Schulfest sein. Um zu vermeiden, dass die Leser sich selbst überschätzen, hat Noé einen kurzen Selbsttest zusammengestellt, der bei der Einordnung des Projekts hilft und in besonderen Fällen zur Konsultation eines PR-Profis rät, beispielsweise wenn es (bereits) öffentliche Widerstände gegenüber dem Projekt gibt.
Public Relations – Schritt für Schritt
Der Autor formuliert klar und präzise und begleitet den Leser tatsächlich Schritt für Schritt durch die Entwicklung seiner Kommunikationsstrategie rund um das Projekt. Bei der Schilderung kommen auch die verschiedenen Mediengattungen und Kommunikationskanäle nicht zu kurz. Gelegentlich schießt er mit seinen Erklärungen aber leicht über das Ziel hinaus, wenn er nahezu jedes Fremdwort auf seine altsprachlichen Wurzeln zurückführt. Angesichts der zunächst formulierten Zielgruppe des Buchs darf ein höherer Schulabschluss vorausgesetzt werden. Das gilt sinngemäß auch für das Glossar, dass etwa Begriffe wie „Botschaft“ oder „Medium erläutert. Der gewonnene Platz hätte sinnvoller mit Beispielen aus der Praxis genutzt werden können. Denn der Leser findet leider keine Formulierungshilfen, vorbildliche PR-Meldungen oder Anregungen für Social Media Kampagnen. Da sind die Checklisten am Ende des Werks nur ein kleiner Trost.
Management-Journal-Fazit: Manfred Noé legt eine solide Einführung in die PR-Arbeit für Unternehmen und Organisationen vor. Was er schreibt, trifft auch abseits von konkreten Projekten zu. Insgesamt eine gelungene Einführung in das Thema, dem in zukünftigen Auflagen mehr Beispiele aus der Praxis gut täten.
Stephan Lamprecht
Manfred Noé: Projekt-PR, Publicis, 2017.
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