Patrick Lencioni ist ein Vielschreiber, dessen Werke wir an dieser Stelle auch bereits häufiger besprochen haben. Der Mann hat viel über Führungsarbeit und Management zu erzählen. So gilt er in den USA als einer der gefragtesten Vortragsredner zu Business-Themen. In seinem aktuellen Buch widmet er sich einem bisher vernachlässigten Thema: Warum will jemand Führungskraft werden? Was ist sein Motiv für diesen Karriereschritt?
Die Suche nach dem Motiv in Form einer Fabel
In seinen Büchern schrieb Lencioni in erster Linie darüber, wie man eine gute Führungskraft wird. Welche Eigenschaften und Fähigkeiten dazu gehören und wie man diese trainiert. Aber was ist das Motiv dafür, Mitarbeiter*innen führen zu wollen? Einfluss? Macht? Die Bezahlung? Wie bereits in seinem Buch „Die Wahrheit über begeisterte Mitarbeiter“ wählt der Autor die Form einer Erzählung. Der erste Teil von „Das Motiv“ ist als Fabel angelegt, in der Shay Davis, noch recht frisch gebackener CEO eines Unternehmens ausgiebig zu Wort kommt. In einem mehr oder weniger schmerzhaften Prozess wächst in ihm die Erkenntnis, dass er die Dinge, die er als CEO tun sollte, eigentlich nie so richtig gern getan hat. Stattdessen mischte er sich viel in das operative Geschäft ein. Was zu kurz kam, Sie ahnen es sicher, war die eigentliche Führungsarbeit. Das, was Lencioni als „Dienst am Unternehmen und den Mitarbeitern“ nennt.
Aber auch mit einer Lehre
Zu einer Fabel gehört auch eine klar ersichtliche Lehre. Und die liefert der Autor dankenswerterweise recht ausführlich im zweiten Teil des Buchs nach. Nach seiner Erfahrung gibt es zwei wesentliche Motive für den Drang, Führungskraft zu sein. Überzeugend ist für ihn nur der Wunsch, dem Unternehmen und den Mitarbeitern dienen zu wollen. Dieser Weg sei beschwerlich und herausfordernd – aus seiner Sicht aber der einzig richtige.
Das zweite Motiv ist der Wunsch, eine Belohnung zu erhalten. Die Beförderung zur Führungskraft als Anerkennung für die bisher erbrachte Leistung. Doch dieses Motiv führt in letzter Konsequenz auch dazu, die Führungsrolle als persönliche Spielwiese zu betrachten, und deshalb unangenehmen Aufgaben eher aus dem Weg zu gehen.
Die Versäumnisse, die sich aus dem belohnungsorientierten Führen ergeben, schildert Lencioni ganz plastisch. Beim Lesen dieser fünf Versäumnisse merkt der Leser, dass dieses Thema dem Autor wichtig ist. Denn er sieht Gefahren darin und befürchtet das Ende des dienenden Führens. Die eingestreuten Fragen und Handlungshinweise unterstützen den Leser bei der eigenen Standortbestimmung.
Management-Journal-Fazit: „Das Motiv“ ist einer der bislang kürzesten Ratgeber dieses Jahres. Der Leser sollte sich aber von der zunächst leichten Kost nicht täuschen lassen. Denn Lencioni stellt die Frage nach Sinn und Motiv – die sich jede Führungskraft selbst stellen sollte.
Stephan Lamprecht
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