Im Zusammenhang mit mittelständischen Unternehmen begegnet einem schnell der Begriff der „Hidden Champions“. Das ist bei genauerer Betrachtung ein zweifelhaftes Kompliment. Zwar betont es die herausragende Leistung einer Firma, spricht aber einen fatalen Fehler in der Welt der Aufmerksamkeitsökonomie an. Denn die „Hidden Champions“ blühen im Verborgenen.
Falsche Bescheidenheit bringt Nachteile
Die deutsche Sprache kennt viele Bilder, die sich mit dem Aspekt der Zurückhaltung befassen: So ist „Bescheidenheit eine Zier“, dennoch solle man sein „Licht nicht unter den Scheffel“ stellen. Der Weltmarktführer in einer Branche, den die Öffentlichkeit nicht kennt, mag „bescheiden“ auftreten und „vornehme Zurückhaltung“ besitzen – handelt sich aber bedeutende Nachteile ein. Denn wo werden hochqualifizierte Absolventen wohl eher arbeiten wollen? Bei einem Unternehmen, das sie sich erst einmal selbst mittels Google näherbringen müssen („Wie heißen die noch mal“), oder einer Firma, die regelmäßig im Gespräch ist? Eben!
Und der Status eines Champions ist auch nicht unangreifbar. In Zukunft mag ein Konkurrent auftauchen, der ein mindestens ebenso gutes Produkt anbietet, aber Auftraggebern und Einkäufern schneller in den Sinn kommt, weil er häufiger im Gespräch ist.
Es kommt darauf an, wer Sie kennt, nicht umgekehrt
Diesen Satz verwendet Gerd Kulhavy in einem der Kapitel seines Buchs „Unternehmer Strahlkraft“. Und er liefert damit einen ebenso unterhaltend geschriebenen, wie praxisnahen Ratgeber ab, wie Unternehmer ihre Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit erhöhen.
Nun werden eher introvertierte Persönlichkeit bereits abwinken. Denn irgendwo tief im Kopf steckt das Vorurteil, dass nur die geborenen „Rampensäue“ im Licht der Öffentlichkeit stehen. Sicher, wer laut und auffallend seine Meinung sagt, mag einen gewissen Vorteil haben. Aber solche Effekte verpuffen dann ebenso rasch wieder. Kulhavy zeigt indes Strategien auf, wie sich gezielt und strategisch das Bild in der Öffentlichkeit aufbauen lässt; wie man es bis auf das Sofa einer Talkshow schaffen kann.
Strategie ist Trumpf
Wie gelingt es also, als Experte auf dem eigenen Fachgebiet wahrgenommen zu werden? Wie lernt man, sich öffentlich zu inszenieren? Das verrät der Autor auf knapp 200 Seiten, die durchsetzt mit vielen (Kurz-) Interviews sind. Die Leserinnen und Leser lernen ganz nebenbei von den Besten, denn die Interviewpartner haben bereits das geschafft, was die Käufer:innen des Buchs erst noch erreichen wollen.
Management-Journal-Fazit: Ein Buch, das zeigt, dass Bekanntheit und öffentliche Wahrnehmung keine Zauberei sind, aber auch nur den wenigsten Personen in den Schoß fallen. Dahinter stecken Strategie und die richtigen Maßnahmen. Ein Buch, das nicht nur für Unternehmer interessant ist, sondern für alle, die mehr darüber wissen wollen, wie sie sich besser in der Öffentlichkeit präsentieren.
Stephan Lamprecht
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