Small Data? Wie bitte? Gerade in größeren Unternehmen kennen Marketing- und IT-Abteilungen derzeit nur ein Thema: Big Data. Sie analysieren große Datenströme, um das Potenzial neuer Produkte zu entdecken oder Kundenwünsche zu identifizieren. Und da legt Martin Lindstrom ein Buch vor, das eine Methode beschreibt, die mit winzigen Hinweisen arbeitet?
Erstaunliche Reisen, Menschen und Assoziationen
Der Autor Martin Lindstrom ist ein weltweit anerkannter Experte, wenn es um die Entwicklung einer Marke geht. Internationale Konzerne wie Pepsi, Nestlé oder Red Bull greifen auf seine Expertise zurück. Marketing-Manager dürfen in diesem Buch den Autoren auf faszinierende Reisen und zu erstaunlichen Begegnungen begleiten. Lindstrom führt ein unstetes Leben. Im Auftrag seiner Kunden besucht er viele Länder und taucht dort in Leben und Alltag so tief und so gut wie möglich ein. Wie ein Schriftsteller, der auf der Suche nach Material für einen Roman ist, saugt er Verhaltensweisen, die Einrichtung der Wohnungen und Gespräche in sich auf. Das bildet eine wesentliche Grundlage für seine Methode, von der er erst viel später entdeckte, dass es sich um einen wiederholbaren Prozess handelt.
Die Magie des Kühlschrankmagneten
Eine kleine Grafik in seinem Buch bringt es überraschend einfach auf den Punkt. Seiner Ansicht nach gleicht Big Data häufig der Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen. Er schreibt dagegen gekonnt und sehr einleuchtend davon, wie ihn Kühlschrankmagnete dazu führten, Bedürfnisse zu erkennen, um erfolgreich eine Marke und ein Geschäftsmodell zu etablieren. Wie sehen die Magnete aus? Was halten sie fest? Und wie sind sie angeordnet? Es sind kleine Hinweise und Gewohnheiten im Alltag der Menschen, die ihn leiten. Und die ihn zu überraschenden Einsichten führen.
Die 7C-Methode und Small Data
Am Ende seines sehr lesenswerten Buches fasst Martin Lindstrom seine 7C-Methode (deren Formel sich leider nicht in der Übersetzung wiedergeben lässt) zusammen. Er liefert auch gleich entsprechende Fragestellungen als Impulsgeber mit. Ob jeder seiner Leser diesen Ansatz auch so ohne weiteres übernehmen kann, um zum gleichen Erfolg zu kommen, ist eher nicht anzunehmen. Denn schließlich gehört auch noch eine Menge Kreativität dazu. Das ist aber letztlich nicht so entscheidend. Denn wenn Marketing- und Brand-Manager nach der Lektüre des Buchs die Daten auch einfach mal Daten seinlassen, um wieder mehr im Alltag ihre Zielgruppen zu beobachten, zu fühlen und zu entdecken, hat Lindstrom viel bewegt.
Management-Journal-Fazit: Small Data aus dem Plassen Verlag ist ein lesenswertes Buch. Lindstrom ist so etwas wie ein längst überfälliger Appell gelungen, abseits von Analyse- und Tracking-Systemen sich auch wieder individuell mit den Menschen und ihrem Verhalten zu beschäftigen, um Marken und Produkte zu entwickeln.
Stephan Lamprecht
Martin Lindstrom: Small Data, Plassen Verlag, 2016.
Alle lieferbaren Ausgaben von „Small Data“ bei managementbuch.de
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