Die Welt scheint aus den Fugen zu geraten. Die Zeichen der Klimakatastrophe sind immer unübersehbarer, demokratische Strukturen werden in Frage gestellt, die Unterschiede zwischen Armen und Reichen werden größer. Es liegt so fast auf der Hand, dass uns ein Wirtschaften ohne Veränderungen weiter in die Krise führen wird. Aber wie kann es gelingen, die enormen Kräfte und den gemeinsamen Willen aufzubringen, um aus dieser Sackgasse wieder herauszukommen? Marina Mazzucato, renommierte Wissenschaftlerin am University College in London, versucht in ihrem Buch „Mission“ einen Weg aufzuzeigen.
Vorbild Apollo-Programm
In der jüngeren Geschichte gab es schon einmal ein Ereignis, das mit enormen Kraftanstrengungen verbunden war, dabei zielgerichtetes Handeln unter Führung des Staates erforderte und eine der größten Innovationen der Menschheit hervorbrachte: das Mondlandeprogramm der Nasa. Als Präsident Kennedy es verkündete, lagen die Vereinigten Staaten technologisch weit hinter der Sowjetunion zurück. Die Idee war kühn, führte aber zum Erfolg. Tausende Arbeitnehmer arbeiteten an einem gemeinsamen Ziel und die Ingenieurskunst brachte viele technologische Neuerungen hervor, deren Nutzen bis weit in unsere Gegenwart reicht.
Dieses Beispiel nutzt die Autorin als Parabel für ihr Buch und zeigt damit, dass es für uns alle nicht zu spät ist, wenn es denn gelingt, eine solche gemeinsame Kraftanstrengung und die Begeisterung für eine große Idee erneut zu zünden.
Schluss mit Mythen – es liegt an uns
Das Buch von Mariana Mazzucato ist ebenso wagemutig, wie der Entwurf einer Mondlandung in den 60er Jahren anmutete. Sie versucht gar nicht erst, die Geschehnisse rund um das Apollo-Programm und dessen Widerstände krampfartig auf die heutige Zeit zu übertragen. Stattdessen gelingt es ihr, einige Kernthesen herauszuarbeiten, die einen wesentlichen Unterschied zwischen der damaligen und der heutigen Zeit aufzeigen. Und das hat viel mit unserem Verhältnis mit dem Staat zu tun.
Er wurde immer stärker in die Defensive gedrängt und wird in Wirtschaftskreisen heute eher als Reparatureinheit gesehen, wenn die Märkte versagen. Und die Rede vom „schlanken Staat”, der viele Aufgaben und Kompetenzen durch Outsourcing und Privatisierung auf Dritte übertrug, haben nicht zu seiner Stärke beigetragen.
Auf zu neuen Missionen
Sehr konsequent und überzeugend zeigt die Autorin einen Weg auf, wie sich die Probleme des heutigen Kapitalismus lösen lassen könnten; es geht ihr um das gemeinsame Schaffen von Werten, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Teilhabe durch offene Systeme und eine Veränderung der Märkte, wo der Staat wieder gestalten sollte. Es gelingt ihr, den Lesern zu zeigen, was alles wieder möglich wäre: Wenn wir es denn wollten. Ein Optimismus verbreitendes Buch, das eine wünschenswerte Zukunft schildert.
Management-Journal-Fazit: Im Bereich der Wirtschaftsbücher tauchen immer wieder Titel auf, von denen man sich wünscht, dass sie von möglichst viel Entscheidern und Politikern gelesen würden. Dieses gehört ohne Zweifel dazu. Denn noch hätten wir es in der Hand, unsere Zukunft positiv zu gestalten. Dieses Buch zeigt einen möglichen Weg auf.
Stephan Lamprecht
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