Führung und Management im Zeitalter von Homeoffice

Eine der Lehren aus der Pandemie lautet ohne Zweifel, dass die Corona-Krise in vielen Bereichen unseres Lebens Entwicklungen beschleunigt hat, die bereits vorher erkennbar waren. Ein Beispiel ist die Verlagerung des Einkaufs in Richtung Online-Handel, die nicht umkehrbar erscheint. Und die „virtuelle Distanz“ gehört ebenfalls dazu. Den Begriff haben die beiden Autoren Karen Sobel Lojeski und Richard R. Reilly erstmals vor 15 Jahren in die Diskussion eingeführt. Mit „Die Macht der virtuellen Distanz“ wollen sie nicht nur eine Bestandsaufnahme liefern, sondern zeigen, wie diese Entwicklung in Führung und Management genutzt werden kann.

Virtuelle Distanz?

Was verstehen die Autoren darunter? Ein Beispiel liefern sie bereits in der Einleitung ihres Buches: Eine Runde von Menschen, die gemeinsam in einem Restaurant sitzen, dort aber (vorwiegend) auf ihre Smartphones schauen und sich sogar Nachrichten schicken, obwohl sie gemeinsam an einem Tisch sitzen. Eine Erfahrung, die wohl inzwischen die meisten auch bereits in ihrem Alltag gemacht haben. Die beiden Autoren sind der Überzeugung, was sie auch mit vielen Beispielen belegen, dass diese Form der Distanziertheit Veränderungen im Miteinander mit sich bringt. Was gerade auch Auswirkungen auf das gemeinsame Arbeiten und damit die Führung hat.

Die virtuelle Distanz umfasst aus Sicht der Autoren drei wesentliche Komponenten. Während die physische Distanz wohl nicht erklärt werden muss, liegen die beiden anderen Komponenten nicht so ganz auf der Hand. Die „operative Distanz“ umfasst Probleme, die sich innerhalb der Kommunikation ergeben. Sie ist beispielsweise dadurch gekennzeichnet, dass sich die Mitarbeitenden weniger untereinander verbunden fühlen, ob sie technisch miteinander in Verbindung bleiben. Die „Affinitätsdistanz“ blockiert schließlich den Aufbau von tieferen Beziehungen im Lauf der Zeit.

Im Rahmen ihrer Untersuchungen haben die Autoren herausgefunden (und belegen dies auch mit Statistiken und Fallstudien), dass ein Anwachsen der virtuellen Distanz die Ergebnisse eines Unternehmens negativ beeinflusst. Dabei hat die zuletzt genannte Affinitätsdistanz den stärksten Einfluss.

Nicht einfach so weiter

Dieses Buch führt in die Diskussion der Arbeitswelt der Zukunft eine neue Perspektive ein, was es so wertvoll für alle Führungskräfte und Unternehmer:innen macht. Zwar gibt es auf der einen Seite den Wunsch der Mitarbeitenden nach mehr selbstbestimmter Arbeit und auch einen stärkeren Anteil von Arbeit in den eigenen vier Wänden. Die Autoren zeigen aber eindrucksvoll, dass bei der Einführung von „Remote Work“ eben nicht nur Technik und die Kostenseite eine Rolle spielen. Wer umfassend die Auswirkungen auf ein Unternehmen betrachten will, sollte dieses Buch lesen. Denn aus Sicht der Neurowissenschaften führt die Zunahme der „virtuellen Distanz“ zu negativen Ergebnissen. Es sei denn, Führung und damit auch ein Teil der Unternehmenskultur ändert sich.

Diesen neuen Ansatz der Führung nennen die Autoren „seelenbasierte Führung“, deren wesentliche Elemente sie im letzten Teil des Buches vorstellen. Unter Beachtung der Prinzipien, können Führungskräfte die negative Wirkung der virtuellen Distanz aufheben und somit sogar zu einem Wettbewerbsvorteil ummünzen.

Management-Journal-Fazit: Wissenschaftlich fundiert beschreiben die beiden Autoren mit der „virtuellen Distanz“ ein Phänomen, das in den Gedanken von Führungskräften eine eher geringe Rolle spielt. Angesichts der negativen Auswirkungen, die es auf ein Unternehmen haben kann, muss sich Führung ändern, um tatsächlichen Nutzen aus digitalisierten Formen der Zusammenarbeit zu ziehen. Wie dies funktionieren kann, beschreibt dieses Buch.

Stephan Lamprecht

Die Macht der virtuellen Distanz

9.7

Lesbarkeit

9.0/10

Nutzwert

10.0/10

Anspruch

10.0/10

Pros

  • Wenig bekannter Aspekt
  • erkenntnisreich
  • setzt Impulse

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