Was denken Sie eigentlich?

Er hat einer drögen Branche Leben eingehaucht und die Menschen mit Erkenntnissen aus der Wissenschaft fasziniert. “Denken hilft zwar, nützt aber nichts” hieß der Bestseller des Verhaltensökonomen Dan Ariely, mit dem er ökonomische Gewissheiten anhand verrückter Experimente auf den Mond schoss. Jetzt legt der Forscher nach. “Fühlen nützt nichts, hilft aber”. Mag der Titel etwas sperrig sein (original: The upside of irrationality) und der Verdacht naheliegen, es handle sich nur um einen Aufguss des ersten Buches – weit gefehlt. Es ist die Fortsetzung mit verschärften Mitteln. Ein Experiment nach dem anderen, die uns alle zeigen, wie komplett verrückt wir uns verhalten. Obwohl wir meinen, im Vollbesitz unserer geistigen Kräfte zu sein.

Guck mal, hab ich selbst gebaut

Das Faszinierende an Dan Arielys Forschung ist ihre Bodenständigkeit. Keine hochtrabende Theorie, sondern einfache Experimente, die uns mehr über unser wirkliches Verhalten lehren als so manche Theorie. Ein weiterer Punkt ist die überwältigende Komik, die sich aus den scheinbar einfachen Aufgaben ergibt. So werden Studenten gebeten, mehrmals hintereinander die gleiche Figur mit Lego-Steinen zu bauen. Danach, so wussten sie, werden die Figuren wieder auseinander gebaut. Einziger Unterschied und Clou des Experiments: In der ersten Gruppe werden die Figuren erst später wieder auseinandergebaut, bei der anderen vor den Augen der Studenten. Resultat: Die ersten bauen mit Freude eine Figur nach der anderen, während die zweite Gruppe schnell die Flinte ins Korn schmeißt. Wohlgemerkt: Auch die Studenten der ersten Gruppe wussten, dass die Figuren wieder auseinander genommen werden – sie mussten es nur nicht mit ansehen. Und schon ist man mitten drin in der Debatte über Wertschätzung, Werkstolz, Sinn und Mitarbeitermotivation. Oder, wie Ariely das sagt, hat den “Ikea-Effekt” vor Augen (“Schaut mal, diesen Schrank habe ich selbst gebaut.”)

Mehr Experimente wagen

Kann man mit solchen Experimenten irgendetwas beweisen? Dan Ariely kennt diese Frage nur allzu gut. Seine Antwort ist deutlich: Das Experiment ist eines der wichtigsten und anerkanntesten wissenschaftlichen Instrumente überhaupt. Nur dank aufwändiger Experimente wissen wir vorher, wie Arzneimittel wirken, nur aufgrund von Experimenten kommen Physiker, Chemiker und Biologen voran. Warum sollen sie dann in der Ökonomie nichts taugen? So ist Dan Arielys Buch auch ein Plädoyer für eine wissenschaftlich fundierte und nicht durch Ideologien bestimmte Wirtschaftswissenschaft. Und die dringende Empfehlung an Wirtschaftspolitiker und Unternehmer, ihr Handeln auf die tatsächlichen Bedürfnisse und das ganz reale, jeden Tag und überall zu beobachtende Verhalten der Menschen abzustimmen.

Verstehen, was uns treibt

Mehr noch als in seinem ersten Buch zeigt Dan Ariely hier die Ausgangspunkte seiner Arbeit auf. Es sind ganz alltägliche Erfahrungen, wie der Ärger über den Audi-Service, die ihn anregen, über das Thema “Rache” zu forschen (und gleichzeitig Audi eins auszuwischen). Und es sind seine brutalen persönlichen Erfahrungen, die er nach großflächigen Verbrennungen am ganzen Körper machen musste (welche Rolle spielt die äußere Erscheinung auf dem Heiratsmarkt, wie hängt das Schmerzempfinden mit Schmerzerfahrung zusammen?) Roter-Reiter.de – Empfehlung in der Kategorie Psychologie, weil Dan Ariely in “Fühlen nützt nichts, hilft aber” zeigt, auf welche Art und Weise viele unserer Entscheidungen und Handlungen zustande kommen.

Wolfgang Hanfstein, www.Roter-Reiter.de

 

 
Dan Ariely: Fühlen nützt nichts, hilft aber. Warum wir uns immer wieder unvernünftig verhalten. Originaltitel: The Upside of Irrationality. The Unexpected Benefits of Defying. Logic at Work and at Home. Droemer Knaur.

mehr Infos zu >> “Fühlen nützt nichts, hilft aber.” bei Managementbuch.de

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