Der Untertitel des von Marion Thiel und Sylvia Pietzko verfassten Buchs „Die Narzissmus Bilanz“ mag zunächst überraschen. Sie wollen über den „Schaden und Nutzen toxischer Charaktere“ in Organisationen schreiben. „Nutzen und Narzissmus“? Tatsächlich werden die Lesenden, die die über 400 Seiten zum Thema aufmerksam durchgearbeitet haben, dem zustimmen. Denn Narzissmus kann bis zu einem gewissen Grad auch in der Wirtschaft nicht schaden und ein Teil einer unternehmerischen Persönlichkeit sein.
Ringen um Definitionen
Ihr Vorhaben wird dadurch erschwert, dass der „Narzissmus“ kein offizielles Krankheitsbild ist (im Gegensatz etwa zu bipolaren Störungen). Und auch „toxisch“ ist im Zusammenhang mit Personen eher eine populärwissenschaftliche Zuschreibung, von der die Leserschaft vermutlich ganz verschiedene Vorstellungen im Kopf haben wird.
Beide Verfasserinnen bringen in dieses umfassende Werk ihre langjährige Erfahrung aus der Begleitung von Menschen ein, die als narzisstischen Persönlichkeiten gelten dürfen und den Menschen, die unter ihnen gelitten haben. Da es keine offiziellen Statistiken darüber gibt, stellen sie zu Anfang ihres Buchs fest, dass nach ihrer Einschätzung die meisten Führungspersönlichkeiten narzisstische Personen unter ihren Mitarbeitenden nicht erkennen, auch wenn deren Handlungen ganz offensichtlich sind.
Daraus ergeben sich die drei Ziele ihres Buchs:
- „Toxische“ Persönlichkeiten erkennen und mit deren Charakteren umgehen,
- positive Aspekte dieser Personen nutzen und
- vom Erkennen zum Verstehen kommen, um damit die narzisstischen Personen und ihre Handlungsweisen erstmals zu steuern.
Vom Problem zur Lösung
Eines vorweg: Dieses Buch ist keine Lektüre für Menschen, die nach schnellen Lösungen und Antworten suchen. Sprachlich und inhaltlich sind die Gedankengänge anspruchsvoll und erfordern aufmerksame Leserinnen und Leser.
Das Buch gliedert sich in drei wesentliche Teile. Den Beginn macht die Definition des Problemraums. Aus unterschiedlichen Perspektiven und wissenschaftlichen Ansätzen geht es zunächst darum, „Narzissmus“ zu definieren. Den eigenen Narzissmus zu verorten und zu vermitteln, wo die Grenzen zu extremen narzisstischen Zügen liegen.
Der zweite Teil beschreibt den Übergang in den Lösungsraum. Hier geht es unter Beachtung von wissenschaftlichen Aspekten um das Zusammenspiel von Systemen und Personen: von kleinen Organisationseinheiten bis zur Wirtschaft insgesamt, die letztlich auch von Psychologie geprägt ist und wird.
Am Ende treten die Lesenden in den eigentlichen Lösungsraum ein. Hier liefern die Verfasserinnen auch einen Narzissmus-Test für das eigene Team. Über einen Link im Buch stehen eine Druckvorlage und eine Excel-Tabelle zur Auswertung der Antworten aus dem Team zur Verfügung.
Nach der „Diagnose“ sollte es dann immer auch an die Behandlung gehen. Und tatsächlich finden die Lesenden am Ende ein „Narzissmus Antidot“, also ein Gegengift mit praktischen Lösungen für den Alltag.
Management-Journal-Fazit: Die Autorinnen legen ein umfangreiches und ausführliches Grundlagenwerk rund um ihr Thema vor. Trotz des hohen Anspruchs bleibt das Buch lesbar und liefert wichtige Erkenntnisse für alle, die sich mit „Narzissmus“ im Business beschäftigen wollen.
Stephan Lamprecht
Unser Fazit
Die Autorinnen legen ein umfangreiches und ausführliches Grundlagenwerk rund um ihr Thema vor. Trotz des hohen Anspruchs bleibt das Buch lesbar und liefert wichtige Erkenntnisse für alle, die sich mit „Narzissmus“ im Business beschäftigen wollen.
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