Wenn Fredmund Malik bergsteigen und managen zusammen bringt, kann man davon ausgehen, dass es sich nicht um ein zufälliges Metaphernfeuerwerk handelt. Und richtig. Bergsteigen ist die große Leidenschaft des Management-Lehrers. Seine Erfahrungen von zum Teil extremen Berg- und Klettertouren nutzt er in seinem neuen Buch „Wenn Grenzen keine sind“ unterhaltsam und erkenntnisreich als Impulsgeber für Management-Ratschläge. Ein guter Einstieg in das Denken Maliks mit vielen Impulsen, das eigene Handeln neu auszurichten.
Erst denken, dann handeln
Malik positioniert sich seit jeher extrem, indem er beansprucht, richtiges Managen von falschem Managen zu unterscheiden. Er beharrt auf Fehlerfreiheit durch richtiges Erlernen und Anwenden der Methoden und richtet sich gegen Theorien und Modelle, die im Vagen bleiben. Wo Leute wie Mintzberg Managen auch als künstlerisch kreativen Akt begreifen, setzt Malik den Verstand als unverrückbare oberste Instanz. Umso verwunderlicher, wenn er jetzt ein Plädoyer für das Verschieben von Grenzen und damit für den Weg in unbekanntes Terrain hält. Denn genau das ist der Kick, der ihn in die Berge treibt – das Unbekannte.
Extremsituationen kommen nicht von ungefähr
Zwar beschreibt er seine Gründe für das Bergsteigen im Zusammenhang mit der Rückgewinnung der „Funktionsfähigkeit und Trennschärfe meiner Sinnesorgane“ und mit dem Ziel „sich das Bergsteigen zu erschließen“. Weniger technisch sind dann aber die Beschreibungen aus der Wand: „im oberen Drittel war ich total dehydriert, konnte meine Zunge kaum noch bewegen und nicht mehr sprechen.“ Ist es eine Verstandesleitung, sich in eine solche Situation zu bringen? Nicht unbedingt. Aus einer solchen Situation wieder herauszukommen aber schon.
Auf das Ergebnis kommt es an
Denn entscheidend, im Berg wie in leitender Position in Unternehmen, ist es, mögliche prekäre Lagen im Vorfeld zu identifizieren und sich entsprechend vorzubereiten. Im Fall Maliks, als er am Ende seiner Kräfte in einer Wand an der Cima Scotoni di Lacedelli-Route hing, war es die Tatsache, dass er nicht allein unterwegs war, sondern mit einem erfahrenen Bergführer. In diesem Kontext entfaltet Malik Seite für Seite seine Grundsätze. Oft überraschend, immer anregend. Wenn er zum Beispiel schreibt, dass es bei einer Seilschaft überhaupt nicht darauf ankomme, sich miteinander zu „identifizieren“. Im Berg zähle allein die Verlässlichkeit. Ein schöner Ausgangspunkt, um „Kuschelkurse“ in Unternehmen und Abteilungen auf den Prüfstand zu stellen. Und natürlich nutzt Malik die Gelegenheit, gegen Bauchentscheidungen im Management zu wettern. Seine Richtung ist klar, „Verstandesmängel sind nicht durch Emotionen kompensierbar“.
Management-Journal – Fazit: „Wenn Grenzen keine sind“ ist ein kurzweiliger Managementratgeber, in dem Malik das Bergsteigen und das Managen miteinander kurzschließt. Ein guter Einstieg, um die Denkwelt Fredmund Maliks kennenzulernen. Für alle Fans von Malik eine gute Gelegenheit, die Säge zu schärfen und zu überprüfen, ob der eingeschlagenen Weg wirklich zum Gipfel führt.
Oliver Ibelshäuser, www.management-journal.de
Fredmund Malik: Wenn Grenzen keine sind. Management und Bergsteigen. Inklusive E-Book. Campus Verlag
ISBN: 3593500299
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